Hallo Leute,
heute habe ich leider kein Finisherfoto für Euch. Nein, keine Angst, Frauchen hat gefinisht - nur leider ohne mich. Aber von vorn ...
Im Oktober hatte ich Frauchen für die WM-Edition des Innsbruck Alpine Trail Festivals angemeldet. Das hat sich seit der 1. Auflage 2016 ordentlich gemausert. Lief sie damals die 15 km, hatte ich sie nun zum zweiten Mal für die 25 km angemeldet.Nennt sich "Trail-Halbmarathon". Komisch, ich dachte immer, das sind 21,1 km ....Bei der Anmeldung stand "25" und als Höhenmeter "ca. 600". Im Laufe der Zeit dehnten sich sowohl Strecke als auch Höhenmeter! Im Endeffekt waren es dann 27 km und 1.120 Höhenmeter bergab, 660 rauf. Und was die Beinchen ja so besonders mögen: auf der ersten Hälfte stärker bergab.
O.k. half ja nix. Auch die fehlenden Trainingswochen dieses Jahr (Verletzungen) und die fehlenden gelaufenen und gewanderten Höhenmeter (Wetter) - geschenkt. Ich gab also für Frauchen die Devise aus: Hauptsache ankommen und Spaß haben!
Freitag bei strahlendem Sommerwetter nach Innsbruck gefahren, und die Startunterlagen eingesammelt. Dabei findet der Ausrüstungscheck statt, man kriegt ein Bändchen um den Arm, je nach Strecke (15 bis 110 km) eine andere Farbe.Ich habe die Gutzis gecheckt: keine Nudeln mehr, die xte Softflask, das Shirt schick, aber muss man dazu kaufen.
Und Zirbenholzspäne. Aha. Irgendwie seltsam, ich habe versucht, darauf herumzukauen, dafür waren sie aber wohl nicht gedacht, meinte Frauchen ... Sie kaute auf den obligatorischen Kässpatzn zum Abendessen herum. Das war übrigens der Blick aus dem Hotelfenster:
Am Samstagmorgen die Frage: was und wie viel frühstücken? Wenn der Start erst um 12:30 Uhr ist ... und noch aus einem anderen Grund wäe ein früherer Start schöner gewesen: die Mittagssonne knallte heftigst herunter in der ersten Hälfte, und ab 14 Uhr waren Gewitter angekündigt.
Ich winkte Frauchen noch nach, als sie in den Viehtransporter aka Shuttlebus nach Grinzens stieg. Die Strecke und das Höhenprofil:
In Grinzens mussten wir alle erstmal eine sehr steile schmale Asphaltstraße hoch zum Sportplatz bzw. Startbereich. Dort war auch Verpflegungsstelle für die Marathonis (das heißt in Innsbruck 48 km statt der üblichen 42 ...). Und einige sahen schon sehr fertig aus. Es wurde heiß und heißer, wir warteten. Und einige rannten sich 10 min warm. Auweiah.
Ich hatte nur die Hoffnung, dass es nicht gleich so steil runtergeht nach dem Start. Der Start wie immer beim IATF sehr stimmungsvoll, klasse Sprecherin, flotte Sprüche ... und dann rannten wir halt erstmal diese steile Straße wieder runter, scharfe Rechtskurve, und genauso steil wieder hoch. Ich merkte, dass mein Puls bei 161 war! Ich habe zwar immer hohen Puls, aber das war zu heftig. Also erstmal ganz langsam gegangen, bis sich alles normalisiert hatte. Dann ging es wieder scharf kurvig herum, in der Kurve drei sehr interessiert zuschauende Kühe. Ab da lief es besser, die bergab und (fast nicht vorhandenen) ebenen Passagen laufend, bergauf Speedhiking. Tolle Aussichten, aber Beinchen-kaputtmachende Strecke: steil runter, steil rauf, runter, eben, steil runter, steil rauf, runter ... so ging das pausenlos.
Ich freute mich auf Birgitz - ab da kannte ich ja die Strecke bis Kranebitten vom letzen Mal, nur andersherum. Tja, denkste. In quasi freiem Fall einen steilen, ausgelaufenen, wurzeligen Waldpfad nach unten. Da musste ich zwei der vorher mühsamst Überholten wieder passieren lassen (Spoiler: hab sie dann doch wieder gekriegt!) Dann ging es in bekanntem Gelände weiter, es war eigentlich alles gut laufbar. Durch Völs hindurch und dann eben am Inn entlang zur Brücke. Nur die Beinchen hatten genug und teilten mit: wir gehen, mehr ist nicht drin, basta. Also habe ich die Gelegenheit genutzt und einen Müsliriegel gefuttert. Die Wasserflasche hatte ich sowieso schon an einem Brunnen aufgefüllt, es war sehr heiß und der Weg ohne Schatten. Danach habe ich noch hingebungsvoll meine Brille geputzt, als mich etwas anzischte "Fotopoint!". Zu spät. Dumm auf Rennfotos aussehen - kann ich!
Über die Innbrücke, rechts zur Verpflegungsstelle und mich auf ein paar Apfelschnitze gefreut. Nun ja. Da standen sie in ca. 7er-Reihen vor mir an. Nee, Leute, das tue ich mir nicht an. Nur schnell nochmal Wasser nachgefüllt und weiter marschiert - da habe ich wohl ca. 30 Leute überholt. Nach Kranebitten wurde es hart: laut Streckenbeschreibung 250 Höhenmeter, gefühlt 500 stur gerade bergauf, ohne ein Lüftchen, Sonne knallte. Hurra, endlich den schattigen Waldpfad erreicht! Du meine Güte, das geht ja immer weiter bergauf! Irgendwie mutierte ich da zum Leithammel - vor mir gingen viele die Diritissima über Wurzeln und steil, ich bevorzugte die etwas längere, aber gleichmäßiger zu schreitende Umgehung der Steilstellen. Und als ich oben war und mich umguckte, waren alle nach mir meinem Beispiel gefolgt. Einige Läufer standen auch mitten im Berg und schnauften nur noch. Ich kann da nicht stehen bleiben, ich komme nie wieder in Gang. Deswegen das zähe Weitergehen. Gelaufen ist da sowieso keiner mehr.
Dann ging es über ein wunderschönen Steig Richtung Innsbruck. Der wäre so toll zu laufen gewesen, wenn man ausgeruhte Beine gehabt hätte! Egal, weiter. Nur noch 10 km bis ins Ziel, nur noch 9 ... ups, wo ist denn die Sonne hin? Sie hatte sowieso länger durchgehalten als prognostiziert, aber bei km 20 war es dann so weit: es fing an zu regnen. Zu schütten. Mit Gewitter. Ich hatte schon Angst, dass das Rennen abgebrochen wird (Spoiler: ist später auch passiert, aber da war ich schon im Ziel. Die armen Starter, die auf den längeren Distanzen unterwegs waren und so zwangsweise aufhören mussten, taten mir leid. Aber Sicherheit geht vor). An der zweiten Verpflegungsstelle, Höttinger Bild, schnell die Regenjacke an, die gewünschten Apfelschnitze geschnappt, die inzwischen halbleere Flasche Cola light (mein "Geheimrezept" für den Kick auf den letzten Kilometern) mit Apfelsaft aufgefüllt und losgewetzt. Nun ging es nochmal einen wunderschönen Wald- und Wiesenpfad entlang, dann war die Hungerburg erreicht. Der Trab tat weh, aber der Donner beschleunigte sogar meine müden Beinchen. Meinen Mann angerufen,, und gesagt, dass wir aktuell etwas ungemütliches Wetter hatten - ich wollte ihn ja nicht beunruhigen. Aber Iwan sollte dann lieber im Hotel bleiben, er ist wasserempfindlich. Den Streckenabschnitt von Hungerburg runter hatte ich schon die ganze Zeit gefürchtet. Und ehrlich: bei Regen ist er genauso gräßlich wie trocken. Steil, sehr steil, und zwischendurch, nach dem Alpenzoo, ein bißchen zur Auflockerung der Muskeln weg vom Parkweg, rauf auf den schmalen wurzeligen steilen Pfad. Der Läufer vor mir bremste, winkte mich vorbei und meinte kopfschüttelnd "ja, wollen die uns denn verarschen?" Nein, nur fordern! Das einzige Mal, wo ich mich fast hingelegt hätte, war dann auf den nassen Stufen runter zum Steg über den Inn. Aber auch das ohne Sturz gemeistert, leise in mich hineinjammernd Richtung Ziel getrottet. Um dann auf der Europa-Allee für die letzten paar hundert Meter nochmal Gas zu geben. Zähneknirschend, weil es hier nicht regnete, und Iwan so einen wahnsinns-mega-gänsehauterzeugenden Zieleinlauf verpasst hat. Jeder Finisher wurde im Zielkorridor gefeiert wie ein Weltmeister!
Ja, ich bin auch ganz schön sauer, dass man mir das vorenthalten hat! Wenigstens fing es dann doch gleich auch auf dem Weg zum Hotel an zu regnen, und regnete den Abend (und die Spinatknödel und die Zwetschgenröster) durch.
In Zahlen: 4:12:56,4 Stunden, damit 309. von 367 Damen, und auch noch 39 Herren hinter sich gelassen. Die schnellste Dame brauchte 2:14:04,31 Stunden, damit war Frauchen wenigstens nicht doppelt so langsam. AK Senioren W ist sie 26., wobei hier ja auch die Jungspunde mit 50 in derselben Wertung sind.
Am Morgen danach bedauerte Frauchen sehr, ihr "Ausrüstungs-Check-Bändchen" schon abgeschnitten zu haben. Denn im Frühstücksraum des Hotels saßen diverse Läufer, gut erkennbar an ihren farbigen Bändern. Nur Frauchen war quasi "inkognito" und bekam keine anerkennenden Blicke ...
Ja, und seit gestern jammert sie Herrchen und mir die Ohren voll wegen ihres Muskelkaters. Aua, Jaul, Autsch. das hören wir pausenlos. Hätte sie mehr bergab und bergauf trainiert, dann müsste sie nicht jammern! Jaja, ich bin unfair, ging dieses Jahr nicht anders. Und sie sagt, sie hat sich die ganze Zeit auf der Strecke gesagt, wie toll es doch ist, hier laufen zu dürfen und zu können. Dafür ist sie sehr dankbar.
Fazit: die frühere 25 km-Strecke war auch landschaftlich schöner, aber die dieses Jahr (immer 85 % sind auch WM-Strecke) war eine besondere Herausforderung. Das IATF ist super organisiert und immer eine Teilnahme wert.
P.S. Wir geben auch gern unsere Tipps für die besten Kässpatzn, Spinatknödel und sonstigen Tiroler Spezialitäten in Innsbruck weiter ....
Bis bald, Euer Iwan
Und hier noch die offiziellen Bilder von Sportograf - Frauchen sieht ja (zumindest auf manchen) richtig rasant aus!
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