Montag, 11. September 2023

Isarlauf 23023: Hitzeschlacht

 Hallo Leute,

wir waren wieder in unseren heißgeliebten Bergen, von Freitag bis Sonntag, der Isarlauf stand zum 4. Mal für Frauchen an. Wie jedes Jahr begleitete uns Oma - inzwischen ja nur noch mit Rollator unterwegs. Es ist erstaunlich, wie flink sie damit noch wandert, aber genauso traurig zu sehen, dass eben Bergwanderungen für sie nie mehr möglich sein werden. Sie sind aufs Brauneck mit der Bergbahn hochgefahren und Oma wollte bis zur Idealhanghütte laufen, musste dann aber einsehen, dass mehr als der Panoramaweg einfach nicht mehr geht. Sehr traurig, wenn man bedenkt, dass sie noch als über 80jährige dort hochgewandert ist. Vom Tal aus. Und wie oft man selbst solche Wege geht und es als selbstverständlich nimmt, dass es immer so gehen wird ...

Aber nun genug der trüben Gedanken. Das Wetter war ... uff. Sonig, heiß, jeden Tag über 30 Grad. Samstag holten sie in Tölz die Startnummer ab. Wie schon immer (wir waren 2015, 2016 und 2018 bereits am Start)  gibt es für das Startgeld von 23 Euro die Startnummer. Und die Medaille. Das war´s. Das Shirt hätte man extra kaufen müssen, wir haben schon zwei, das eine trägt Frauchen sehr gern als "Glücksshirt" bei den langen Trail-Wettkämpfen. Aber wir wollen nicht meckern, sondern freuen uns, dass der Lauf wieder stattfindet - letztes Jahr musste er wegen zu geringer Anmeldezahlen ausfallen. Denn er wird nicht von einem professionellen Veranstalter, sondern vom dortigen Sportverein organisiert. Die Strecken bleiben gleich, entweder 21 oder 30 km von Tölz nach Lenggries bzw. Bretonenbrücke, und wieder zurück, die 10 km nur von Lenggries nach Bad Tölz.

Angemeldet für die 10 km waren rund 180 Läufer. Wie immer war der Start putzig: dieses Jahr war er ein paar 100 Meter weiter nördlich des Kalkofens, weil der Isar-Uferweg verlegt worden ist und man ja auf die 10 km und nicht 10,5 km kommen wollte. Die Dixie-Klos standen aber weiterhin beim Kalkofen, sodass manche Starter aus früheren Jahren sich etwas wunderten, wo denn nun der Start sei. Denn auch der Startbogen stand erst gegen 10:25 Uhr. Um 10:27 Uhr erschien ein Offizieller, erkennbar am Mikro. Und meinte: Start in 3 min. Er wurde darüber aufgeklärt, dass im Web sowohl 10:30 Uhr als auch 10:35 Uhr als Startzeit stünden. Und dass er lieber bis 10:35 Uhr warten solle, damit auch wirklich alle am Start wären. Ach ja, ein Notarzt lief auch herum und guckte die Wartenden kritisch an. Es war nämlich jetzt schon brachial heiß, 27 Grad. Im Schatten. Der Offizielle brabbelte munter los, um die Zeit zu überbrücken. Dann tauchte ein anderer Helfer auf und rief "ich habe hier noch 3 Startnummern! Wer will noch?" und tatsächlich meldete sich das Mädchen neben Frauchen, sie hatte noch keine Startnummer erhalten ... Um 1 min vor dem Start!!!!!! Dann kam noch die Durchsage zum Kleidertransport: man möge doch bitte alles da seitlich auf den Gehweg legen. Alles, was nach dem Start da läge, würde nach Tölz transportiert und sei dort abholbereit. Nix Kennzeichnung, nix geschlossene Beutel ...

Da die Strecke kurz nach Start schon eng würde, sollte man sich nach seiner geplanten Laufzeit vorn oder hinten einordnen. Ich frage mich ja echt, warum das so schwer ist. Klappt nie. Frauchen stand ziemlich weit hinten und musste dann erstmal auf dem ersten km nur überholen. Da ist es ihr Vorteil, dass sie die Strecke dank vieler Trainingsläufe dort im Schlaf kennt, mit allen Wurzeln, Stolpersteinen und Überholmöglichkeiten ... Oma und ich stiegen wieder ins Auto, um nach Tölz zu fahren und dort auf Frauchen zu warten.

"Die ersten 4 km geht es schattig an der Isar entlang. Es war trotzdem schon sehr schweißtreibend. Entweder seit Corona oder seit den Wechseljahren vertrage ich die Hitze auch nicht mehr so gut ... aber scheinbar immer noch besser als viele andere. Nach und nach sammelte ich einen Läufer nach dem anderen ein. Das Feld zog sich sowieso weit auseinander. Ich hatte wohlweislich meine Wasserflasche mitgenommen und konnte so zwischendurch immer wieder was trinken, war nicht auf die Verpflegungststellen angewiesen. Der Veranstalter hat super reagiert und bei km 6 noch eine zusätzliche spontan errichtet - ich hätte sonst befürchtet, es haut einige Läufer weg. Ab km 4 geht die Strecke größtenteils durch die Isarauen, sprich offene und sich schnell aufheizende Fläche in der prallen Sonne. Immer mehr Läufer vor mir gingen statt zu laufen. Was mich etwas demotivierte: normalerweise zeigt meine Laufuhr weniger Strecke an als tatsächlich gelaufen, hier brummte sie die Kilometer immer früher als die Streckenschilder. Und dann bellte mich doch tatsächlich auch noch ein mitlaufender Hund an, dass er vorbeiwolle! So habe ich das Gekläff jedenfalls interpretiert, sein Herrchen hat sich entschuldigt, zog dann aber trotzdem an mir vorbei. Die beiden waren dann ca. 2 min vor mir im Ziel. Ich habe mir dann auch zweimal Wasser über den Kopf gekippt, was für mich bei einem 10 km Lauf extrem ungewöhnlich ist. So, da war endlich der letzte km erreicht! Ein Offizieller klatschte mich ab (wohl weil ich ein Isarlauf-Shirt trug, andere Läufer ignorierte er) und dann ging es auf der Isarpromnade Richtung Ziel. Plötzlich ..."

Ja, das war die Überraschung! Oma hielt mich Frauchen entgegen, damit ich mitfinishen konnte - das hatte sie bisher noch nie gemacht! Ich hielt zwar ein bißchen Abstand, weil Frauchen tropfnass war - aber gemeinsam gingen wir durchs Ziel, endlich mal wieder ein neues Finish für mich! Zielfoto gibt es leider keines, nur mich mit Medaille und dem wohlverdienten, sehr leckeren Zielkuchen!


Für die Statistik - Frauchen wollte unter 65 min laufen, das ist inzwischen so ihre Dimension. Das hat sie leider verfehlt: 1:05,26 ist ihre offizielle Zeit (Bruttozeitmessung), ihre Uhr zeigte 1:05,18 für 10,07 km. Damit ist sie 40.von 66 Damen, 2. in ihrer Altersklasse, und insgesamt 98. von 138 Finishern. Die Siegerin (ja, tatsächlich, schneller als jeder Mann) lief übrigens 34,26 min.

Erst haben wir noch ein bißchen die eintrudelnden Läufer der anderen Strecken angefeuert, und uns dann schweren Herzens vom Isarwinkel verabschiedet.


Bis bald, Euer Iwan

Sonntag, 3. September 2023

Karwendelmarsch 2023: DNS

Hallo Leute,

es tut mir leid, dass Ihr so lange auf den Bericht warten musstet. Ich musste erstmal Abstand gewinnen. Frauchen auch. Wie Ihr schon am Titel erkennt - nix war´s mit dem dritten Finish. Ein sehr bitterer Samstag war das vor einer Woche. Ich hatte ja schon vorher gesagt, ich sei als Motivator gefragt. Tja, da habe ich wohl versagt. Die Vorbereitung war suboptimal, Höhenmeter fehlten, Ausdauer fehlte ... wir waren uns aber sicher, Frauchen kommt an, auch wenn vielleicht langsamer als bei den zwei anderen Starts.

Die Wettervorhersage für den Samstag hieß: Dauerregen. Frauchen hasst es, bei Regen zu laufen. Brille andauernd nass, schlechte Sicht, macht keinen Spaß, und überhaupt. Also bei der Ankunft Dienstag Abend gesagt: nein, sie startet nicht. Trotzdem am Mittwoch und Donnerstag ihr "traditionelles Aufwärmprogramm für den Karwendelmarsch" durchgezogen: einmal hoch auf den Zwölferkopf und wieder runter auf schmalem Pfad, noch ein bißchen Trittsicherheit üben. Einmal nach Maurach, hinten herum über die Weißenbachalm hoch zum Sattel, runter zur Bärenbadalm, dann wieder auf schmalem Pfad runter nach Pertisau. Ideales Wanderwetter für Frauchen: 30 Grad, schwül. Herrchen ächzte mit, fuhr dann aber lieber immer mit der Seilbahn runter. 




 Donnerstag Nacht das erste Gewitter. Wettervorhersage für Samstag nun: könnte regnen, könnte halten. Also Frauchen: dann laufe ich bis Engalm, 35 km.

Freitag schönstes Wetter, obwohl Gewitter angesagt waren. Wie immer Tapern beim Minigolf in Maurach. Putzig: der Betreiber erkennt meine Menschen, obwohl sie nur einmal im Jahr dorthin kommen: "Ja, ist denn schon Achenseelauf?" Schnell erläutert, dass dieses Jahr Karwendelmarsch ... und dann über die Wettervorhersage geredet. Inzwischen hatte auch der Veranstalter schon seine Hinweise herumgeschickt: Gewitter seien zu erwarten. Hm. Wetter-App studiert. Einheimische gefragt. Und sich für Wecker stellen entschieden, auf 3:05 Uhr, denn sie müsste ja zum Shuttlebus. Regnet´s? Regnet´s nicht? Wann kommen die Gewitter? Vor dem Start steht man in Scharnitz immer noch ca. 1 Stunde herum, genau in der Zeit sollte es regnen ... die Gedanken kreisten. Ich versuchte zu beruhigen. 22 Uhr Licht aus.

24 Uhr - Frauchen immer noch nicht eingeschlafen, hellwach lag sie da und dachte unaufhörlich im Kreis. Also haben wir entschieden: nein, sie startet nicht, Handywecker ausgestellt. Dann ist sie endlich eingeschlafen, nur um gegen halb vier nochmal wach zu werden und den Regen rauschen zu hören. Aha, richtige Entscheidung. 

Morgens aufgewacht, Frühstück, irritiertem Hotelpersonal erklärt, warum nicht gestartet. Tja, und dann riss es auf. Ein prachtvoller Tag. Frauchen war dann halt auch laufen rund um Pertisau am Berg, mittagswaren sie noch wandern. Keine Spur von Gewitter. Was richtig weh tat: ca. 500 Meter mussten sie bei km 51 auch auf der Strecke des Laufes wandern, und es kamen lauter Läufer in der "Zeitklasse" von Frauchen rein. Natürlich platt, aber glücklich, weil sie es fast geschafft hatten. Frauchen feuerte an, aber es tat ihr sehr sehr weh.

Das Gewitter kam gegen 17:30 Uhr, am Achensee recht verhalten, 40 km weiter am Tegernsee und in Lenggries eine Schneise der Verwüstung mit tennisballgroßen Hagelkörnern.

Frauchen hat mit sich selbst gehadert: war es "gekniffen", war es klug, nicht zu starten? Im Nachhinein hörte sie, der Start war rund 20 min verschoben, weil es so schüttete, über die Strecke hat sie unterschiedliche Aussagen zur "Rutschigkeit" gehört.

Sehr gut getan haben ihr die Worte eines befreundeten Läuferpaares, die meinten, sie habe auf ihren Bauch gehört und dann sei es die richtige Entscheidung gewesen. Ich denke so mit Abstand: vor allem das Thema Gewitter lag ihr im Magen. Erstens hatte sie dieses Jahr schon einen Gewitterlauf (IATF), zweitens ist das im Gebirge nicht so ohne - im Prinzip fast genau dort, wo der Lauf über den Gramai Hochleger kommt, wurde sie mal bei einer Gipfeltour von einem bösen Gewitter überrascht, sie lag platt in einer Mulde und hoffte nur, dass es schnell vorbeizieht ...

Egal. Passiert ist passiert, vorbei ist vorbei. Ich hoffe, ich habe Euch nicht mit dem langen Gerede genervt. Aber das musste ich mir von meiner Bärenseele tippen (lassen). 

P.S. Eines war aber klar: einen Kaiserschmarrn gab es nicht für Frauchen - den hatte sie nun wahrlich nicht verdient!

Bis bald, Euer Iwan