Sonntag, 11. Juni 2017

Macht süchtig: Junktown

Hallo Leute,

ich war fleißig mit Lesen ... Frauchen natürlich auch. Neben dem Schmalz/Lachroman hatte sie sich auch einen echten Kracher zuschicken lassen, etwas für harte Kerle, äh Bären.

"Junktown"
Matthias Oden, erschienen bei Heyne, 12,99 Euro.


Junktown ist die Stadt der Zukunft. Konsum ist Bürgerpflicht. Drogen bekommt man vom Staat, und es wird auch monatlich kontrolliert, ob man seine Drogen auch brav genommen hat. Heroin, Ritalin, alles was sich ein Junkie nur wünschen könnte. Und Maschinen haben viele Aufgaben übernommen.

Zu Anfang kamen wir etwas schwer rein ins Buch. Denn eine dieser Maschinen -eine "Brutmutter" mit 800 Föten - wird ermordet. Die Menschen kriegen ihre Kinder nämlich nicht mehr auf natürlichem Weg, das übernehmen Maschinen. Natürlich werden die Föten "vorbestellt" und konfiguriert. So haben später für Büroarbeit Vorgesehene einen Kartenleseschlitz oben an der Schläfe ... Beziehungen zwischen Mensch und Maschine sind auch normal, nicht nur körperliche, sondern auch echte Liebesbeziehungen. Und die ermordete Brutmutter hatte einen (menschlichen) Freund, wollte sich aber wegen ihres Liebhabers von ihm trennen. Auftritt Phillip Marlowe / Sam Spade / Humphrey Bogart, ach nein: hier heißt der lonesome wolf ja Solomon Cain. Inspektor, verwitwet, und innerlich schon sehr weit von Konsum- und Drogenzwang und dem Regime entfernt. Und so entwickelt sich einerseits ein klassischer Krimi wie aus Hollywoods schwarzer Serie der 1940er Jahre. Wem kann Cain trauen, er ist inzwischen ein Zyniker, die undurchsichtige Schöne - spielt sie ein falsches Spiel ... usw. Spannend geschrieben, mit überraschendem Ende.
Was das Buch aber absolut zum Tipp macht, ist die Welt, die der Autor beschreibt. Voll bizarrer Einfälle: So muss man Müll kaufen und in seinen Garten streuen, um zu zeigen, wie wohlhabend man ist und wie viel man konsumiert. Nur über den immer ausreichenden Drogenkonsum kann der Staat seine Macht erhalten. Von jedem Menschen gibt es einen Scan der Gehirnströme, so können ausgebildete Greifermaschinen sofort jeden Gesuchten aufspüren. Und richtig heftig: die Menschheit ist in sogenannte Humanklassen eingeteilt, je nach Wichtigkeit für die Gesellschaft. Und wenn man nicht mehr wichtig ist, dann wird man auf "D" herabgestuft. Bedeutet "Ausfall", man wird zum Recyclinghof gebracht und dort die biologisch verwertbaren Körperteile ausgesiebt. Anderes Wort für Todesurteil also. Mehr wollen wir hier nicht verraten.

Fazit:  5 Punkte - aber wohl eher ein Buch für Fans von harter Literatur, kein "Psychothriller" wie es zur Zeit so viele gibt. Oder andersherum (entschuldige, Frauchen) - nicht gerade ein Frauenbuch.

Das Buch wurde uns vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Danke schön dafür. Dies hat aber unsere Meinung nicht beeinflusst.

Bis bald Euer Iwan

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