Donnerstag, 16. Februar 2017

Halbmarathon Barcelona: deutlich am Weltrekord vorbei

Hallo Leute,

ich bin baff. Völlig baff. Training, Trainingsplan usw. wird wohl völlig überschätzt. Aber der Reihe nach ...

Die letzten 4 Jahre ist Frauchen ja im Januar / Februar immer bei einem Halbmarathon in Florida gestartet. Das ging 2017 nicht. Aber ich wollte nicht auf einen warmen Start in die Laufsaison verzichten und hatte uns daher für den Mitja Marató de Barcelona angemeldet. Und dachte an frühlingshafte Temperaturen, sonnige Straßen .. naja. Die Wettervorhersage war grottig. Regen das ganze Wochenende sollte es geben, bei ca. 13 Grad. Also genau das richtige Laufwetter für Frauchen - eben nicht! Und dann das fehlende Training, die fehlenden langen Läufe. Das Fiasko war abzusehen. Aber egal, die Flüge waren gebucht. Und wir landeten Freitag Nachmittag in Barcelona. (Wobei das schon wesentlich schneller und angenehmer ist, als damals vor 35 Jahren - da war Frauchen das erste Mal in der Stadt, Anreise mittels Touringbus flockige 21 Stunden, 13 Uhr ab Frankfurt, Ankunft 10 Uhr am Placa Catalunya, 2 kurze Pausen auf der Fahrt.) 

Schnell mit dem Taxi ins Hotel, das uns Manu empfohlen hatte. Es lag sehr nah am Start / Zielbereich. Und Manu wartete quasi schon auf uns. Frauchen und sie habe ich dann gleich auf eine lockere Einlaufrunde durch den Park am Triumphbogen geschickt. Und Frauchen zeigte Manu die Halsbandsittiche, von denen eine große Population wild in der Stadt lebt.


Samstag ging es erstmal die Startnummern abholen - sehr stimmungsvolles Ambiente. Wir hatten 28 Euro gezahlt, dafür gab es noch ein schickes Laufshirt in der Lieblingsfarbe Grün.

Dann ging es auf den Trip "Barcelona abklappern in 8 Stunden". Mir wurde ganz schwindlig vom vielen Gucken. Aber meine Menschen kennen die Stadt gut von diversen Aufenthalten. Und wollten eigentlich nur schnell mal mit dem Touribus abfahren, ob noch alles da ist ... hat mich kleinen Bären, der das erste Mal die katalanische Hauptstadt erkundete, doch etwas überfordert. Sagrada Familia, Placa Espanya, Montjuic (bekannt auch als "Olympiaberg 1992), und natürlich das Meer / der Stadtstrand.








Von unserem Hotelzimmer guckten wir übrigens direkt auf die Linie zu Kilometer 7 des Halbmarathons:





Abends ging es dann noch lecker Tapas essen. Und am Abend vorher hatte ich ja schon mein Date mit Pauline. Ärgerlich nur, dass unsere Menschen uns nie allein gelassen haben und dann immer gleich wissen wollten, was wir geredet haben!

Sonntag um 6:45 Uhr aufstehen und mißtrauisch das Wetter prüfen. Bis dahin hatte es nämlich noch nicht geregnet. Und so sollte es auch am Sonntag bleiben; es war aber immer sehr sehr wolkig und wir rechneten eigentlich jeden Moment mit einem Regenguss. Außerdem war es für Frauchen (mal wieder) zu kalt: 13 Grad sind einfach nichts für sie. Trotzdem in die kurzen Hosen geschlüpft, obenrum wärmer und vor allem winddichter angezogen, und mit Manu und André Richtung Start gestapft.

Schrecksekunde, als Manu fragte, wo denn Frauchens Zeitmesschip sei? Sie hatten ihren Championchip dabei. Wir hatten aber einen bei der Anmeldung gemietet, und da war er in die Startnummer integriert. 17.700 Läufer waren am Start, knapp 16.000 kamen auch ins Ziel. Frauchen mit ihrer HM-Bestzeit von 2:14 irgendwas (meiste Zeiten so um die 2:19) und der schlechten Vorbereitung / der immer noch nicht 100 % überwundenen Erkältung rechnete mit 2:30. Ich gab die Devise aus: Hauptsache ankommen, ruhig angehen lassen. Eigentlich wollte Frauchen mit Manu zusammen laufen, aber dann rief sie das Dixie doch nochmal aus dem Startblock. Und bei der Masse der Starter konnte sie sich nicht mehr zu Manu durchkämpfen. 8:45 Uhr war Start für die schnellsten Läufer - darunter auch die Dame, die in Barcelona schon zweimal Weltrekord im HM gelaufen war. der steht jetzt bei 65 Minuten ... da genießt Frauchen ihren HM doppelt so lange! 17 Minuten nach Startschuss konnnte dann auch Frauchen über die Zeitmessmatte - jeder Startblock hatte seinen eigenen Konfettiregen. Und dann hieß es erstmal Rhythmus finden. War schwer, denn sie war irgendwie in eine Läufergruppe aus Holland geraten, die sich sehr lautstark unterhielten ... und sehr orange gekleidet waren ... Doch so erblindet, dass sie das auf der Straße liegende 20 Cent-Stück übersehen hätte, war Frauchen dann doch noch nicht. Also gebückt und aufgeklaubt. Da hat der Dagobert Duck in ihr gegenüber dem Bestzeitenläufer gewonnen ...
Zuerst ging es Richtung Hafen, zur Kolumbussäule. Dann laaange und leicht steigend die "Parallel" hoch. Rechts abgebogen und 2,5 km die Gran Via entlang. Schöne alte Häuserfassade. Viele Rockbands spielten live an der Strecke - leider nur eine Band mit Popmusik, so voller Hardrock gefällt Frauchen nicht so recht. Dann runter wieder Richtung Start, am Hotel vorbei. Und nun wurde es ziemlich langweilig: 2 km geradeaus, kurz links, weitere 2 km stur geradeaus an Neubauten, alten Fabrikgebäuden usw. vorbei. 10 km hatte Frauchen in erstaunlichen 1:04:30 absolviert, hätte sie nicht gedacht. Störend war der kalte und starke Wind, andauernd Jacke auf, Jacke zu. Und bibbernd die diversen Outfits angeguckt - von bauchfrei im Bustier bis dick eingemummelt mit Handschuhen war alles vertreten.
Interessant auch die vielen Fußgänger, die verzweifelt versuchten, eine Pause im Läuferstrom zu nutzen, um schnell die in Spanien üblichen sehr breiten Straßen zu überqueren. Hier hat Frauchen dann gleich nochmal mindestens 5 min. (o.k. ich übertreibe) liegenlassen: rechts am Straßenrand stand ein kleines Mädchen, und wollte abklatschen. Weil sie aber soweit abseits stand, kam kein Läufer zu ihr. Und sie weinte schon fast. Mein gutmütiges Frauchen also gebremst, gewendet, 3 Meter zurückgelaufen, abgeklatscht. Worauf das kleine Mädchen strahlte, und deren ganze zahlreiche Familie Frauchen mit Segens- und Anfeuerungsrufen beglückte. Derart beflügelt, trabte Frauchen dann die "Diagonal" rechte Seite hoch, linke Seite wieder runter. Dabei sah sie zuerst André (Endzeit 1:54), später Manu, die nur ein paar Hundert Meter vor ihr war, und erst ganz zum Schluss (sehr beruhigend!) den Besenwagen. Sie hatte also ausreichend Vorsprung, denn Zielschluss war für 11:30 Uhr angekündigt. Und wenn man erst kurz nach 9 Uhr starten konnte, mit 2:30 rechnete, dann würde es knapp ... Nun ging es weitere (ehrlich gesagt: gähn) 3 km am Meer entlang. Was gut war: alle 5 km gab es eine Zeitmessmatte, denn Frauchen hatte schon überlegt, dass vielleicht einige bei diesem Streckenverlauf in Versuchung geraten könnten, abzukürzen. Dann war knapp vor km 20 endlich der charakteristische Hochhausturm der Mapfre erreicht.




Und die Straße, auf die sie jetzt einbogen, entschädigte mit dem Ausblick auf Sagrada Familia und Tibidabo (plus schwärzeste Wolken) für die vielen monotonen Kilometer vorher. Frauchen trabte weiter, versuchte sogar ein bißchen zu beschleunigen. Nun nochmal links, und dann musste sie schon gucken, wo ich mit Herrchen stand, bereit zum Aufspringen und Mit-Finishen. das hat auch alles gut geklappt. Ich hätte Euch auch gern mit Zielfotos verwöhnt, aber Frauchen weigert sich, die zu kaufen. Sie sähe fix und fertig darauf aus. Stimmt auch, aber ich bin doch gut getroffen! Dann habe ich mir noch schnell die Medaille umhängen lassen, Obst eingesammelt, den wärmenden Plastikumhang für Herrchen einkassiert (er nimmt sie gern als Regenschutz bei Wanderungen) und ab ins Hotel. Die Endzeit: 2:18:19, Platzierung 13.869 und damit immer noch 2.000 Läufer hinter sich gelassen - Frauchen und ich waren wie gesagt baff, wie gut es lief. Barcelona ist auf jeden Fall ein sehr schneller Kurs!

Dann schnell frisch gemacht, ausgecheckt und zum Flughafen - denn wir hatten einen recht frühen Rückflug. Hier für die Schnee- und Bergfreunde noch die Aussicht:


Manu dagegen konnte nach ihrem ebenfalls gelungenen Lauf noch bis Montag bleiben. Da saß Frauchen schon wieder ab 6:50 Uhr an ihrem Schreibtisch, ich auf meinem Regal und Barcelona war nur noch eine (schöne) Erinnerung.

Bis bald
Euer Iwan


10 Kommentare:

Laufwelt hat gesagt…

Nochmal herzlichen Glückwunsch zu der unverhofft guten Zeit! Ja, Training wird definitiv überschätzt ;-)

War schön noch einmal alles Revue passieren zu lassen. Dabei fiel mir auf, dass ich die Band unterwegs völlig vergessen hatte zu erwähnen ...

Und Iwan, mich interessiert immer noch worüber Du wohl mit Pauline gesprochen hast :-) Wer weiß was da wieder für Pläne geschmiedet wurden ...

iwan hat gesagt…

Danke, Manu. Deine Zeit war doch aber auch toll, eine Minute schneller noch als Frauchen ;-) Ansonsten (bzgl. Pauline) sage ich nur "lass Dich überraschen" ....

Lauf Markus hat gesagt…

Die besten Zeiten gibt es eben immer dann wenn man sie nicht erwartet.Ging mir schon mehrmals so :)

iwan hat gesagt…

Das stimmt, dieses Mal hat es uns aber wirklich total überrascht :-)

Gaby hat gesagt…

Hallo Iwan, hallo Anette,

danke für den tollen Bericht und die schönen Bilder. es ist eine sehr schöne Stadt, leider war ich noch nicht dort und kenne sie nur aus Fernseh-Dokus.
Die süßen Sittiche kenn ich aber von Fuerteventura, da hab ich sehr gestaunt als die die vielen Vögel sah :-) :-).
Glückwunsch zu dieser tollen Zeit !! Scheinbar liegt Dir Kälte und regnisches Wetter mehr als du denkst :-) :-) !!

iwan hat gesagt…

Naja, glaube ich nicht so ganz, dass Frauchen kalt besser liegt.Ich bin halt ein guter Coach .... ;-)
Danke, Gaby!

Anonym hat gesagt…

Wow, cool! Tolle Zeit. Ich gratuliere dem Coach - und natürlich auch der Löuferin. Irgendwann will ich den HM auch mal unter 2:20 laufen... Vielleicht. Na, ich werde sehen.

iwan hat gesagt…

Danke schön, Clao :-) Dann kann ich die Strecke in Barcelona nur empfehlen, ist wirklich schnell. Als Coach bin ich ja mit Frauchen voll ausgelastet, sonst würde ich natürlich noch andere Läuferinnen in meinen Kader aufnehmen ;-)
Gruß Iwan

trailbirdie hat gesagt…

Lieber Iwan! Unverhofft kommt oft, heißt es so schön :-) Auf jeden Fall habt ihr ein tolles Erlebnis gehabt und mir hat es sehr viel Spaß gemacht deinen Bericht zu lesen! Alles Liebe, Astrid

iwan hat gesagt…

Liebe Astrid!

Ja, es war ein sehr schönes Wochenende. Und nun heißt es Kilometer fressen, um für den Karwendelmarsch fit zu werden - freue mich schon auf ein Wiedersehen dort. Weil Barcelona ja nicht so warm wie erhofft war, habe ich Frauchen dann gleich für einen Halbmarathon auf Mallorca in 1,5 Wochen angemeldet :-) Un dich als Coach muss ja mit ...
Gruß Iwan