Dienstag, 10. September 2024

Achenseelauf 2024 - der Kaiserschmarrn war unverdient

 Hallo Leute,

ich bin frustriert. Ernüchtert. Das Minimalziel für unsere (wenn ich richtig gezählt habe) 11. Teilnahme am Achenseelauf war "unter 3 Stunden", Bisher hatte Frauchen immer zwischen 2:52 und 2:58 Stunden gebraucht .... ich war ja ehrlich gesagt sowieso skeptisch, die Vorbereitung verlief jetzt nicht so dolle. Andererseits war ich doch zuversichtlich: wenn Frauchen die ersten 14 km bis Achenkirch halbwegs in time bewältigt, dann wäre der Steig für sie als tranierte Speedhikerin ein Kinderspiel.

Aber erstmal von vorn. Mittwoch sind wir angereist. Donnerstag hat Frauchen das Tapern wieder "Tabern" geschrieben. Nämlich "Traben auf Berg". Ziemlich steile und technische Wanderung hoch auf den Ochsenkopf, da geht man vom Weißenbachsattel rechts hoch, oben auf dem Grat dann statt links zum Stamser Joch rechts rüber zum Ochsenkopf. Tja. Die ganze Zeit im Aufstieg schöner Sonnenschein. 



 Blick über den Grat runter ins Inntal:

Im Original sah das noch viel schwärzer aus. Also wieder runtergewetzt. Das Wetter hielt aber. Freitag noch eine kleinere Wanderung, Samstag dann der obligatorische Spaziergang nach Maurach zum Minigolfspielen. Der Betreiber erwartete die Menschen schon, er weiß ja, dass sie jedes Jahr am Tag vor dem Lauf kommen. Frauchen hat wieder krachend verloren. (Falls es die Zensur in Form von Herrchen durchlässt: Donnerstag hatten sie schon auf dem neuen Minigolfplatz in Pertisau gespielt, da hat Frauchen gewonnen!) Danach war Frauchen bei der Startnummernausgabe und traf sich dann noch mit einer Bluesky-Bekannten aus Wien, die auch startete. Ich inspizierte zwischenzeitlich das Startersackerl: Nudeln, o.k. immer gern genommen. Und endlich mal ein Stirnband, wir haben ja erst rund ein Dutzend ... 

Falls jemand von den Sponsoren das liest: bitte bitte mal was anderes.Die ersten Jahre gab es ein Sun Shield, ein Laufshirt, ein Buff - alle drei sehen wir regelmäßig bei anderen Läufen, bzw. nutzt Frauchen auch sehr gern. Aber die ganzen Stirnbänder, die kann sie gar nicht alle anziehen ...

Die Wettervorhersager für den Lauftag verhieß: das warme Wetter sollte noch bis nachmittags durchhalten, dann Umschwung. Hier ein paar Impressionen vom See:


Start wie immer 10 Uhr. Wir um fünf vor 10 da. Start auf 10:15 Uhr verlegt, weil Rindviecher (zweibeinige) mit Rindviechern (vierbeinigen) Almabtrieb auf einem Teil der Laufstrecke gemacht hatten. Und diese gereinigt werden musste .. die bräunlichen Überreste sahen die Läufer zwischen Buchau und Achenkirch noch sehr schön.

Frauchen lief also los, wir feuerten sie noch kurz an und setzten uns dann ins Auto, um unsere übliche Supportstelle in Achenkirch einzunehmen. Frauchen trabte munter fürbass, bis km 10 lag sie sehr gut im Zeitplan. Um dann einem menschlichen Bedürfnis nachgeben zu müssen, glücklicherweise gab es am Badestrand Seehofkapelle öffentliche und kostenlose Toiletten. Dixies standen nämlich im Gegensatz zu früheren Jahren keine mehr parat. Also Zeit verloren. Ich war schon ziemlich unruhig, bis sie angehoppelt kam. Runder Laufstil sieht anders aus. Aber 1:42 Stunden war sie dieses Jahr auch noch  nicht so oft durchgelaufen ... Herrchen reichte erst die Cola light für ein paar Schlucke, dann die zweite Wasserflasche für die zweite Hälfte. Ich quiekte sie aufmunternd an, denn sie war nun schon 4 Minuten über der Marschtabelle!

Zweiter Teil, der Steig: normalerweise ihr Metier! Dieses Mal hing sie aber hinter einer 12er-Gruppe, und kam und kam nicht vorbei. Was ätzend ist, nicht das eigene Tempo laufen / gehen zu können, und Sekunde um Sekunde zu verlieren, nur weil Sturköppe nicht einsehen, dass sie kurz beiseite treten sollten. Jedenfalls, an der Gaisalm hatte sie 2:24 Stunden auf der Uhr, und wusste, das wird nix mehr mit Sub3. Dafür hätte sie 2:15 haben müssen. Und diese 9 Minuten waren es dann auch, die sie über den 3 Stunden lag. Wie immer sprang ich kurz vor dem Ziel auf und wir finishten gemeinsam in 3:09,34 Stunden: 



Diese drei Fotos alle von Sportograf. Jetzt geht es mit unseren weiter. Ich habe mir die Finishermedaille (leider auch aus Holz, sehr einfach gehalten, schade, das soll nachhaltig sein, ist es aber nicht, Frauchen weiß, wovon sie spricht) umhängen lassen und dann sind wir ab ins Hotel.

Den Kaiserschmarrn hatten wir eigentlich beide nicht verdient, mit dieser Zeit und Platzierung: 805. von 884 Startern, 264. von 304 Damen, in ihrer AK nur 8. von 9. Und selbst in der AK70 wäre sie nur Dritte geworden! Das muss nächstes Jahr schneller werden, ich will nicht nochmal so als Coach versagen.

Und abends gab es als Nachtisch tatsächlich auch nochmal einen Kaiserschmarrn! Pünktlich hatte auch der Regen eingesetzt, am Montag Morgen hatte es mollige 8 Grad bei Dauerregen ... da hatten wir nochmal Glück gehabt.

Nach Heimkehr warteten dann noch demütigende, ach was sage ich, erniedrigende Stunden auf mich! Ich musste nackt herumsitzen, während mein Anzug gewaschen wurde! Fotos habe ich aber verhindert.

Bis bald, Euer Iwan


Sonntag, 25. August 2024

Gerade noch mal die Kurve gekriegt

 Hallo Leute,

ich hatte einen Riesenschreck - aber alles wieder gut. Ich dachte doch tatsächlich, dass mein Frauchen auf ihre altenTage vernünftig geworden ist. Wo dieses Wort doch bisher in ihrem Wortschatz gar nicht existierte, ebenso wie das Wort "Geduld" ....

Wir waren für 3 Tage wieder in Lenggries, quasi spontanes Trainingscamp und Nachholen der Ende Juni ausgefallenen Wanderungen. Und tatsächlich - Herrchen war nicht dabei und schon war gutes Wetter. Prima Wetter, sozusagen. Also doch ein Kausalzusammenhang.

Am ersten Tag peilte Frauchen einen neuen Berg an. Die Rappenspitze (bzw. je nach Wanderkarte auch Rappenklammspitze genannt). Etwas über 900 Höhenmeter, im Gipfelbereich ausgesetzt felsig. Auf der ganzen Wanderung da hoch genau 1 andere Person gesehen, und die stieg rund 5 min. vor ihr auf. Es war heiß, es war steil. Und dann kam sie zum letzten Gipfelanstieg:












Und verzichtete dankend. Nicht mehr so ganz schwindelfrei sei sie. Die Vernunft habe gesiegt. Ich war fassungslos. Früher ist sie sowas alles hochgekrabbelt und hat sich erst oben überlegt, wie sie wieder runterkommt. 

Aber spätestens am Nachmittag  nach Rückkehr in die Pension war mein altes unvernünftiges Frauchen wieder zurück: noch schnell eine Runde an der Isar laufen gehen bei 30 Grad. Mit der steilen Bergwanderung in den Haxen.

Ähnliches gestern: weil es ja wieder heiß werden sollte, erstmal der lange Lauf an Isar und über Almwiesen. Dann Fotoshooting mit mir - das Selfie mit den Eseln im Hintergrund müssen wir nochmal üben, fürchte ich ... vor allem, weil das eine Grautier sofort auf mich zustürmte und in mich reinbeißen wollte!








Danach - die Beinchen waren müde - empfahl ich gemächliche 400 Höhenmeter hoch zur Röhrlmoosalm. 5 Stunden später war Frauchen wieder da, komplett nassgeschwitzt, ziemlich durstig und nach über 800 Höhenmeter Speedhiking hoch zur Roßsteinalm, dort 1 Stunde im Gras sitzen und Panorama anhimmeln, und danach die ächzenden Beinchen wieder ins Tal bringen. Wo ich mich derweil an einem Stück Apfelstrudel labte. Die Penionswirtin weiß halt, was ich mag.



Jetzt dann noch einmal ein Woche reinhauen beim Training, dann 1 Woche tapern (hahahahahaha) und dann kann der Achenseelauf kommen.

Bis bald, Euer Iwan


Freitag, 12. Juli 2024

Berge sind einfach nur schön

 Hallo Leute,

wir waren für 10 Tage in unserer Stamm-Pension in Lenggries. Ich hatte so schöne Trainingspläne für Frauchen: ordentlich Höhenmeter mit Wanderungen in die Beinchen kriegen, und viele Laufkilometer. Und für mich: ordentlich Kuchen, Kässpatzn und Kaiserschmarrn fassen.

Iwan denkt, Gott lenkt. Besser gesagt, das Wetter. Wobei ich ja langsam einen Kausalzusammenhang zwischen "Herrchen begleitet uns" und "es schüttet" vermute ...siehe die zwei so unterschiedlichen Achensee-Aufenthalte im Mai!

Also: 4 Tage quasi Totalausfall bedingt durch Regen (sie waren trotzdem unterwegs, aber richtige Bergtouren gingen nicht). 4 Tage Traumwetter, allerdings zwei davon auch mit schwülen > 30 Grad-Temperaturen. Frauchen meinte triefend, so geschwitzt hätte sie noch nie wie beim diesjährigen Schnell-aufs-Brauneck-Hochwandern.

Minus:

  • nur zwei Stück Kuchen für den bärigen Laufcoach
  • sehr hungrige Bremsen, die aktiv die Blutspenden einforderten
  • wetterbedingt weniger Touren als geplant 
  • keine Murmeltiere auf unserer Geheimtipp-Alm gesichtet

Plus:

  • nach 4 Jahren endlich mal wieder die 3-Gipfel-Runde Heiglkopf/Blomberg/Zwiesel gelaufen und dabei für den Anstieg zum Heiglkopf (rund 500 Höhenmeter) nur 43 min gebraucht, bisherige Bestzeit waren 44:17
  • sehr schöne neue Berge ausgekundschaftet in der Eng (Karwendel)
  • insgesamt 11 (!) Bücher gelesen, sie musste zweimal nachkaufen

Hier die schönsten Impressionen:























Jetzt dauert es wieder bis nächsten Monat, bis wir erneut in die Berge können. Dabei hat Frauchen danach immer einen Super-Trainingszustand. Ich glaube, ich werde mal beantragen, dass sie im Sommerhalbjahr nur noch in den Bergen ist ...

Bis bald, Euer Iwan


Mittwoch, 26. Juni 2024

Genuss oder Hobby?

Hallo Leute,

jedes Mal, wenn Frauchen an einem Lauf teilnimmt, bzw. – wie neulich – als Helfer/Streckenposten beim hiesigen Metropolmarathon fungiert, stellt sich mir die Frage: ist das Hobby, oder Masochismus, so eine Teilnahme an einem Lauf?

Vor allem, wenn im TV bei der Übertragung von den großen Städtemarathons immer etwas despektierlich von "ach, da kommen die Hobbyläufer" die Rede ist. Die Zeiten von mehr als 4 Stunden laufen ... was immer noch beachtlich schnell ist und weit über 90 % der Menschen nicht schaffen würden! Dieses "Hobby" erfordert ziemliches Training ...

Besser gefällt mir da die Einteilung beim Innsbruck Alpine Festival: Elite vorn, hinten die "Genussläufer". Jawoll, Genuss. Denn die genießen die Strecke besonders lang, hehehe.

Das muss ich ab und zu auch Frauchen wieder ins Gedächtnis rufen, wenn sie sich bei einem anstrengenden Rennen mal wieder besonders leid tut. Hier also meine Favoriten unter den Motivationssprüchen (gern auch auf Schildern der Supporter gesehen):

4. Du bist nicht langsam, Du genießt die Strecke besonders lang und intensiv!

3. Denk an Deine Hochstimmung bei der Anmeldung!

2. Du  machst das hier freiwillig!

1. ... und Du hast sogar dafür bezahlt!

Bis bald, Euer Iwan


Freitag, 7. Juni 2024

Achensee - mal so, mal so

 Hallo Leute,

ich war jetzt im Mai zweimal am Achensee. Kulinarisch wie immer für mich ein Hochgenuss, ich versuche ja schon seit Jahren (vergeblich), Frauchen davon zu überzeugen, nur noch Tiroler Küche auf den Tisch zu bringen ...

Das erste Mal war ich mit Frauchen und Oma Mitte Mai dort. 1 Woche, bis auf einen Nachmittag war perfektes Wetter. Meist sonnig, nicht zu warm, nicht zu kalt. Oma wandert ja mit Rollator, Ihr erinnert Euch: drei Oberschenkelhalsbrüche, einen Lendenwirbelbruch, aber zäh wie sonst was. Frauchen ist dann immer ein Nervenwrack, einen Tag hat es Oma sogar auf die Pertisauer Rodelhütte hoch geschafft und über einen schönen Wanderweg nach Maurach wieder runter, 210 Höhenmeter. Und Frauchen bibbert, dass sie nicht hinfällt ... Durchschnittgeschwindigkeit rund 4 km im Flachen, das machte Frauchen dann natürlich auch sehr langsam für ihre nachmittäglichen Läufe. Ich habe sie aber auch ordentlich Höhenmeter schrubben lassen. Dafür habe ich ihr dann, gnädig wie ich bin, jeden zweiten Tag auch ein Stück Kuchen erlaubt. Hier ein paar Bilder (übrigens, weil ich gefragt wurde: der andere Bär ist mein Kumpel Trello, unsportlich, aber ebenfalls sehr an Süßspeisen und Alpenküche interessiert):







Einen Tag ist sie nicht gelaufen, sondern nachmittags dann schnell auf einen Berg (Zwölferkopf) hochgewandert, 600 Höhenmeter in 1:05 Stunde, denn das muss sie ja auch trainieren. Rundum jedenfalls ein gelungener Urlaub. Und sie hat sich sehr auf den nächsten Aufenthalt, Ende Mai gefreut. Anlass: Hochzeitstag, am nächsten Tag Kennenlerntag, und dann Wochenende.

Herrchen durfte deshalb dieses Mal mit uns hin, er wollte die Wandersaison starten. Tja. Was soll ich sagen. Es war genau 30 min nach unserer Ankunft noch trocken. Ab da goss es, nieselte, schüttete, regnete, gewitterte. Ich bin gar nicht raus. Frauchen war einmal auf dem Laufband im Hotel, und einmal eine kleinere bergauf-bergab-Laufrunde bei Dauerregen. Alles andere wäre lauftechnisch zu rutschig gewesen. Wandern waren sie auch. Diverse nasse Rehe gesehen. Mir aber keines mitgebracht, ich bin immer noch empört!

Und bei diesem Wetter, wo die Wolken quasi auflagen, wenn sie sich nicht gerade entluden, wollten sie auch nicht fotografieren. Ich habe also von diesen Tagen kein Bild für Euch.

Lustig war jedenfalls die Reaktion der Kellner - nämlich fast keine. "Ach, schon wieder da? Getränk wie immer? Gleiche Zimmernummer?" für die Getränkerechnung. Und ein großes Lob an die Rezeption im Hotel Bergland: sie hatten in Frauchens Auftrag einen sehr schönen Blumenstrauß organisiert, der Herrchen am Abendessentisch überraschte. Er hatte für Frauchen auch was: eine Donald-Duck-Euro-Münze. So viel zum Thema "wir schenken uns nichts zum Hochzeitstag"!

Bis bald Euer Iwan

Mittwoch, 8. Mai 2024

IATF24 - Training wird überbewertet

Hallo Leute,

ich hatte Frauchen ja hoffnungsfroh für ihren 5. Start beim Innsbruck Alpine Festival angemeldet. Böse Zungen und üble Nachrede behaupten, nur weil ich scharf auf Tiroler Leckereien sei ... das stimmt ja gar nicht! Aber wenn ich schon mal da bin, verspeise ich natürlich sehr gern einheimische Kost!

In den Monaten seit der Anmeldung hatte ich ein Deja Vu nach dem anderen:

  • Gemeldet für den Trail-"Halbmarathon", genannt K25, also wie immer statt von 21,1 von rund 25 km auszugehen. Und die Werte wechselten munter, sowohl was die Distanz als auch was die Höhenmeter betrifft. Zum Schluss standen da 25,7 km mit 800 Höhenmeter hoch und 1.200 runter. Die natürlich wieder ziemlich zu Beginn, und am Schluss. Übrigens, der Sprecher am Start war auch so verwirrt von diesen Zahlen, er nannte mal "26,4 km to go", mal "25 km sind zu bewältigen" ....
  • Das Wetter spielte verrückt, eine Woche vorher lag bis runter Schnee, und die Wettervorhersage prognostizierte Kälte und Dauerregen am Renntag.
  • Dachte ich, dass das Training 2023 schon suboptimal verlief, dann wurde ich dieses Jahr eines Besseren belehrt: längster langer Lauf 2 Stunden und 17 km. Keine Bergaufenthalte vorher, also keine Höhenluft gewöhnt.

Also beste Voraussetzungen, 2024 krachend zu scheitern. Frauchen überlegte sich sogar recht lange, ob sie überhaupt starten wolle. Ich redete ihr zu, dass sie (wenn es nicht regnet, wohlgemerkt) doch starten solle, und in Kranebitten bei der Hälfte der Strecke aussteigen könne. Dann würden Herrchen und ich sie dort einsammeln ... (wobei ich natürlich den sinistren Plan hatte, telefonisch nicht erreichbar zu sein, sodass sie halt dann weiterlaufen müsse, hehehe).

Also: Anreise Freitag durch sehr tiefhängende Wolken. Immer mal Regen. Stammhotel in Innsbruck wollte uns in ein Katzenzimmer stecken. Vollgejammert und angefleht sowie dezent deutlich darauf hingewiesen, dass wir jedes Jahr kämen, nun zum 5. Mal,  direkt buchen (nicht über eine Booking-Plattform, das wurde uns ja quasi als Grund für das Katzenzimmer unterstellt), und dann bekamen wir ein besseres, ruhigeres, mit Aussicht. Bei Abholung der Startunterlagen schon der erste Schock: sehr lange Schlangen. Ja, wieviel Starter sollten es denn dieses Jahr sein? Bisher war das doch immer recht überschaubar mit maximal ein paar Hundert je Distanz ... Das Startersackerl war auch recht mager gefüllt gegenüber früher, das schöne Shirt muss man dazu kaufen (ist aber wirklich superschön, die Wildlife-Serie):

Dann kam der Samstag. Wetterumschwung. Kaiserwetter: sonnig, mittags über 20 Grad. Also hier keine Ausrede mehr für Frauchen. 

Start sollte dieses Jahr in Mutters sein, der gebuchte Shuttlebus (die fuhren alle 15 min. und man musste sich vorher auf die Uhrzeit festlegen) sollte 9:50 Uhr fahren. Es wurde 10, es wurde 10 nach 10, kein Bus in Sicht, Auch der 10:05-Shuttle war nicht da, wir Läufer stapelten uns langsam am Einstiegspunkt. Endlich kamen zwei Busse, nochmal warten, weil sie wegen eines Falschparkers nicht um die Kurve kamen, dann einsteigen. Hurra, ich hatte den letzten Sitzplatz ergattert! Notklappsitz. Es wurden aber weiter Läufer reingestopft, bis es sich anfühlte wie Tokio oder London U-Bahn zur Rush Hour. Bei der Fahrt den Berg hoch sah man auch gleich, warum die Busse eine solche Verspätung hatten: Unmengen von entgegenkommenden oder die enge Straße zuparkenden Wagen. Naja, so hatten wir im Gegenatz zu früher keine so lange Wartezeit vor dem Start. Kurz die Aussicht auf die Nordkette  fotografieren, dann ging es schon in den Startbereich.




 Und das war der Hammer: 1.200 Starter. Ganz ehrlich, das ist zu viel. Hier muss eine Obergrenze her, das sagte der Organisator auch schon. Mit dem "Final Countdown" wurden wir losgeschickt, allerdings wegen der hohen Starterzahl erstmals in 3 Wellen. Effektiv ging es für mich also erst um 11:45 Uhr los. Steil die Straße von der Mutters Bergbahn-Talstation runter. Blöde Witze um mich herum "ist es noch weit?" "sind wir bald da?" Haha. Solche Typen hasse ich. Dann der erste Anstieg: ich ging und durfte mir gleich wieder dumme Kommentare anhören. Ab dem zweiten Anstieg gingen übrigens noch sehr viel mehr Läufer ... und einer von den "Angebern" (vorher rumgetönt: "naja, so 2,5 Stunden werde ich wohl brauchen") hatte später ein DNF da stehen. 

An der ersten Verengung auf einen Waldweg gab es dann prompt einen Stau und Gerangel - wie gesagt, zu viele Starter auf so einer Strecke. Im Auf und Ab ging es dann Richtung Birgitz, als Zuschauer immer mal wieder Schafe, einmal Kühe, einmal Strauße. Ups, was war das denn? Da hatte sich wohl einer einen Spaß erlaubt? Ein ca. 5 Meter hoher Stapel aus Baumstämmen lag kreuz und quer über den Weg. Nasse Baumstämme. Rutschige Baumstämme. Ich halte ja immer meine Wasserflasche in der Hand, also nur eine Hand zum Festhalten frei. Außenherum ging es 45 Grad matschig die Böschung ca. 10 Meter hoch, und auf der anderen Seite wieder runter. Kurzes Abwägen, was gefährlicher für die jetzt schon durch das Bergab-Rennen müden Beinchen wäre - und dann halt über die Stämme geklettert.

Den Weg ab Birgitz kannte ich ja nun schon. An der Verpflegungsstelle schnell ein paar Tomaten geschnappt und dem gerade vor Ort weilenden Organisator Alex Pittl auch einfach mal für dieses tolle Trail-Event gedankt. Dass er das seit 2016 realisiert mit seiner Mannschaft und mit viel Herzblut.

Den fiesen Waldpfad runter Richtung Völs, dann am Inn entlang. Und prompt wieder in die Fotopoint-Falle getappt. Gerade noch ausgekaut und schnell den Riegel mit der Hand verborgen:


 Ich will ja endlich mal vernünftig und rasant aussehende Fotos von mir! Müssig zu sagen, dass ich inzwischen schon einen größeren Teil der Strecke ging statt lief. Aber aufgegeben werden nur Briefe, also in Kranebitten wieder Tomaten gefasst, Wasser aufgefüllt und dann weiter. Holla, Abzweigung verpasst, ich war Richtung Zirler Berg unterwegs, wie mir eine nette Spaziergängerin mitteilte. Umgekehrt und die richtige Abzweigung genommen.

Ich weiß ja nicht, was psychisch mehr runterzieht: wenn man die Strecke nicht kennt und nicht weiß,wie lange es diesen vermaledeiten Anstieg noch hochgeht, oder man genau weiß, wie lange es diesen vermaledeiten Anstieg noch hochgeht! Und wie letztes Jahr auch wieder sengende Sonne, kein Schatten. Oben angekommen (250 Höhenmeter, die sich wie 1.000 anfühlen) aus meiner kleinen Reißverschlusstasche oben am Trailrucksack, in der Personalausweis, DAV-Ausweis und Krankenversicherungskarte steckten, die Salztablette rausgenestelt. Dabei noch gedacht "aufpassen, dass nichts rausfällt". Tja. (Spoiler: beim Auspacken im Hotel war der Perso weg. Rennleitung angerufen, Infopoint aufgesucht. Nichts abgegeben. Nochmal mit dem Auto nach Kranebitten gefahren. Und nochmal rund 150 Höhenmeter bis zu der Stelle, die man natürlich nicht mit dem Auto erreichen konnte, hochgestiegen. Kein Perso. Am Montag Abend zuhause nochmal die anderen Karten geprüft. Da war er ja! Durchs Schwitzen so fest und deckungsgleich mit dem DAV-Ausweis verschmolzen, dass man ihn vorher weder bemerkte noch er abtrennbar war. Ich schwankte zwischen Erleichterung und "was bin ich eigentlich für ein blindes Huhn"! Die Beinchen fanden jedenfalls das nochmal da hochsteigen gar nicht witzig,)



 Ab dieser Stelle dann relativ ereignis- und auch gewitterlos (im Gegensatz zu 2023) Richtung Höttinger Bild, die Beine jaulten, ich machte ihnen Mut. Strecke sei ja mehr oder weniger eben. Dumm nur, dass dieses Jahr noch eine Schikane vor der Verpflegungsstation Höttinger Bild eingebaut war: steil einen Trampelpfad hoch, und dann noch steiler, quasi freier Fall, wieder runter. Keine lange Strecke, vielleicht 200 Meter, aber die tun weh! Vor allem mit der Angst, dass es einen hinhaut. Insgesamt habe ich 3 Verletzte im Verlauf der Strecke gesehen, die medizinisch versorgt wurden. 

Jetzt hieß es gemütlich anhalten, Wasserflasche korrekt (!) entsorgen, Geheimwaffe Cola light-Flasche herausholen, Rucksack umpacken. Und dann wieder los. Neuer Fotopoint am einem munteren Gebirgsbach mit pittoreker Brücke. Und ebenso pittoreskem Läufer, der unbedingt minutenlang Selfies dort machen wollte - mich winkte er freundlich vorbei, aber dass er mein Bild "versaute" - das kam ihm wohl nicht in den Sinn:


Ab da ging es dann mehr oder weniger abwärts, den üblichen Beine mordenden Weg an Hungerburg vorbei runter, vorbei am Alpenzoo und hinab zum Inn. Jedes Jahr gefürchtet, dieses Jahr  icht ganz so schlimm empfunden - wahrscheinlich, weil dieses Jahr meine Beine schon lange vorher nur noch wehgetan haben. Ich war jedenfalls erstaunt, wie verhältnismäßig gut ich dort runterkam, und auch dann noch an der Europa-Allee tatsächlich so etwas Ähnliches wie einen Zielspurt hinlegen konnte.
 

Wir waren auch total baff, dass Frauchen viel früher als avisiert auftauchte! Sie hatte 4:30 als Zielzeit im Blick, nun war sie über 10 min früher da! Natürlich hatte Herrchen mich dann noch nicht parat, und das mit dem Fotografieren müssen wir wohl auch noch mal üben ... Frauchen war ziemlich unwirsch, ihren "Zielspurt" (hahaha, Zieleinhoppeln wäre wohl die korrektere Bezeichnung) unterbrechen zu müssen und abzubremsen, bis Herrchen mich aus seinem Rucksack nestelte. Dann konnte ich endlich aufspringen und finishen:

Ich liebe es, wie mir die Zuschauer auf den letzten Metern zujubeln. Die wissen ja nicht, dass ich nicht die ganze Strecke mitgelaufen bin ...

Für die Zahlenfreaks: 4:16:23,8 und damit 439. von 471 Damen. Und noch 17 Männer hinter sich gelassen. 35. Dame in ihrer Altersklasse, die bei den Jungspunden ab 50 Jahren beginnt. Mein Maßstab ist ja immer, ob die schnellste Dame mehr als 50 % von Frauchens Zeit gebraucht hat - da war dieses Mal Frauchen langsamer, die Siegerin brauchte unglaubliche 2:01:04,41! Sagen wir mal so: für das sehr wenige Training und das Rumtrödeln auf der Strecke war es ein super Ergebnis, normalerweise hätte ich aber ein Zeit unter 4 Stunden erwartet!

Abends stärkten wir uns noch mit Tiroler Tris und Sachertorte:


Über den Mega-Muskelkater breite ich jetzt mal den Mantel des Schweigens ...

Wir hoffen, dass der Veranstalter seine Ankündigung wahrmacht und Starterobergrenzen einführt. Ansonsten ist das IATF immer einen Start wert! Schade nur, dass wir meine Bluesky-Bekannten Sebi (110 km) und Micha (85 km) nicht persönlich getroffen haben. Megastarke Leistung von beiden!

Bis  bald Euer Iwan