Donnerstag, 31. August 2017

Karwendelmarsch: Mission "Just9"

Hallo Leute,

hier nun der ausführliche Bericht zum Karwendelmarsch. Damit fängt es schon an, der Name ist irreführend. Da er aber Tradition hat, bleibt er so. Man kann sich entweder als Läufer über die 52 km anmelden (darf aber auch gehen), oder als "Marschierer" über 52 km, kann ohne Ankündigung nach 35 km aussteigen und darf auch laufen. Also habe ich Frauchen als "Marschierer" angemeldet, denn die Option des "Aussteigen könnens" erschien mir doch sinnvoll. Im nachhinein muss ich sagen: böser Fehler. Erstens müssen "Marschierer" eine Stempelkarte mitschleifen, die sie sich am Start und dann an jeder Labestation stempeln lassen müssen. Frauchen hatte höflich gefragt, ob es ein "Muss" sei, und wurde ziemlich angeschnauzt "sie müsse gar nichts, aber man soll, und sie würde schon sehen, was sie davon hat". (Das war aber auch die einzige unfreundliche Helferin, muss ich betonen). Zweitens starten die "Marschierer" hinter allen Läufern. Dazu später mehr. Und drittens kriegen sie eine weniger schöne Finishermedaille (schluchz, kein Brilli drin).

Also - wir sind am Freitag nach Scharnitz gefahren, um die Startunterlagen für Frauchen und Trailbirdie abzuholen. Astrid wollte erst Freitag zum Achensee anreisen, daher bot es sich an. Das Startgelände war schnell gefunden, die Abholung ging auch sehr schnell. Denn es gab ... die Startnummer. Sonst nichts. Keinen Streckenplan, so wie wir es vom Pitz oder Innsbruck Alpine kennen. Und das Finishersackerl sollte es - wie der Name schon sagt - erst nach dem Finish geben.
Samstag früh klingelte der Wecker um 3 Uhr. Ich hatte Frauchen schon am Abend vorher fürsorglich alle Sachen herausgelegt und gepackt.

Denn wir hatten ja so gar keine Ahnung, was man für einen 52-km-Berglauf braucht. Lieber für alles gewappnet sein. Untenrum war klar: die gut bewährten Trailschuhe, lange gelaufen, für die es eines der letzten Rennen werden sollte. Socken, kurze Hosen. Taschen vollgestopft mit Salztabletten, Tempos, Notfallgeld und Marschtabelle, ausgelegt auf Durchgangszeiten mit Endziel 10:17 Stunden. Funktionsunterhemd, Laufshirt. Langärmeliges Wams drüber, da es morgens frisch sein sollte. Regen-/Windjacke für Wetterumschwünge und vor dem Start. Sunvisor, damit die Sonne nicht zu sehr blendet. Wasserflasche für die Hand, Camelback mit 1/2 Liter Cola light, 6 Früchteriegeln, weiteren Salztabletten, Handy, Powershots (bäh, kann Frauchen nicht mehr sehen, haben zu viele gekauft, will jemand ein paar Tüten?).

Um halb vier Astrid im Hotelflur getroffen, und im Dunkeln zum Shuttlebus in Pertisau getrottet. Aus allen Hotels kamen Läufer angeströmt. Der Bus fuhr auch zuverlässig und pünktlich los. Ab hier muss Frauchen übernehmen, ich blieb bei Herrchen.
Erster Schock, während ich nachts um kurz vor 5 lustlos an meiner Frühstückssemmel im Bus mümmelte - es regnete! Entgegen jeder Wettervorhersage ... aber es hörte glücklicherweise direkt beim Eintreffen in Scharnitz auf. Das war ja mein Alptraum: herrlichste Berge um mich herum und ich trabe durch tiefhängende Wolken.
Einer der zwei Meckerpunkte über den Lauf: zuwenig Toiletten im Startbereich. 5 Stück für ca. 1.000 Damen, und ein Dixie nach dem anderen schnell verstopft - das geht nicht, sorry. So mussten die Büsche neben dem Parkplatz herhalten - gar nicht schön, mir haben die armen Anwohner leidgetan.
Um 6 Uhr wurden erst die Läufer, dann wir "Wanderer" auf die Strecke geschickt. Und da ich ziemlich spät von meiner Nicht-Dixie-Exkursion zurück war, stand ich sehr weit hinten im Starterfeld. Damit war die erste Renntaktik hinüber - ich wollte bis zur ersten Labestation, Schafstallboden (9,3 km, 264 HM) laufen. Daran war bei der breiten Front von Wanderern mit Stecken vor mir nicht zu denken. Zickzack, und immer wieder Laufen / Gehen - das strengte ziemlich an, also beschränkte ich mich erst mal auf sehr schnelles Gehen. Und immer nur wenn es frei war leichtes Laufen. Gegen 7 Uhr war dann die Sonne auf den umliegenden Berggipfeln zu sehen - herrlich! Schneller als gedacht war die erste Labe da ... kurz ein paar Apfelschnitze geschnappt, Stempel ins Heft gehauen und weiter. Diese Taktik, nicht stehen zu bleiben, sondern essender- und trinkenderweise weiterzugehen, habe ich bis auf eine Station beibehalten. Und das ist mir gut bekommen. 
Nun ging es Richtung Talabschluss, und dann in Serpentinen hoch zum Karwendelhaus (8,7 km, 571 HM). Schön brav hochgezogen, oben herliche Aussicht in alle Richtungen. Und fassungslose Blicke von Wanderern ... Erstaunt war ich, dass ich nun schon 18 km hinter mir hatte. Steinchen aus den Schuhen geschüttelt, ordentlich Wasser gefasst, Apfelschnitze und Früchteriegel gemümmelt, und ab ins Tal. Ein recht breiter schottriger Weg, auf dem man sehr gut laufen konnte (dachte ich jedenfalls, ich habe hinterher gehört, dass es doch einige hingehauen hat und die Sanitäter ordentlich zu tun hatten). Nach 6,5 km und insgesamt 400 HM abwärts war der Kleine Ahornboden ereicht, den ich ja von vielen Wanderungen gut kenne. An der Labestation das Übliche: Apfelschnitze, Wasser. Beim Stempeln fragte mich der nette Helfer, wie weit ich denn noch wolle. Ich erstaunt "naja, schon bis Pertisau". Er "wirklich" und ungläubig geguckt. Nachdem ich nun die Bilder gesehen habe, kann ich mir auch denken, warum: hochroter Kopf. Den kriege ich aber nun mal immer bei sportlichen Anstrengungen, das ist vollkommen normal. Im Sanitätszelt hing übrigens eine Läuferin am Tropf - das hat mich schon leicht schockiert. 
Weiter ging es, Richtung Falkenhütte. Erst eben, dann leicht und später sehr steil aufwärts (das kommt leider auf dem Foto so gar nicht heraus). 4,8 km und 465 HM. Die Sonne sengte, die Läufer japsten.

Ich hatte meine Wasserflasche leer getrunken, und hoffte auf die nächste Station. Bevor die erreicht war, kam aber was viel Besseres: eine Viehtränke! Mit lauter ziemlich irritiert guckenden Kälbern drum herum, die nicht ans Wasser kamen, weil so viele Läufer dort standen und tranken - bzw. so wie ich schnell die Flasche füllten. (Zu meiner Ehrenrettung: ich habe mich höflich bei den Kälbern bedankt und erntete ein vielstimmiges Muh!)
Der Anstieg hörte und hörte nicht auf ... endlich: oben! Und mir wurde bewusst, dass ich schon jetzt mit über 29 km weiter als jemals bisher gelaufen war. 
Während ich noch meine Apfelschnitze herunterwürgte, und ein wahrlich schmackhaftes Käsebrot hinterher, ging es in den atemberaubenden Streckenabschnitt zu Füßen der Laliderer Wände. Netto fast eben, brutto aber doch 175 HM runter und 123 HM hoch. Hier überholte mich übrigens einer der drei Hunde, die ich beim Start gesehen hatte, samt seiner Menschen. Um es vorwegzunehmen: dieser Köter (hier spricht der Neid, also schon das süße Hundilein) finishte die 52 km schneller als ich!
Was auf diesem Streckenabschnitt - Singletrail, Bergpfad, manchmal schottriges Geröll - auffiel: da waren doch etliche Läufer ab-so-lut nicht trittsicher, stolperten vor sich hin oder gingen selbst mit Stöcken sehr unsicher. Ganz ehrlich: auch wenn Bergläufe und Trailruning mega-in sind, sollte man sich doch bitte überlegen, dass man für solche Strecken schon trittsicher sein und alpine Erfahrung haben sollte. 


Inzwischen überholte ich doch immer mal wieder Marschierer oder auch Läufer (erkennbar an der roten Startnummer). Oben am Hohljoch angekommen wusste ich: jetzt geht es auf 3,3 km 614 HM steil abwärts. Ein ganz fieser Weg. Und der machte sich auch bei meinen altehrwürdigen Schuhen bemerkbar: die linke Sohle löste sich an der Ferse und flappte für den Rest der Strecke munter vor sich hin.
Wenn man nicht so genau auf den Weg achten musste, konnte man das herrliche Panorama hinunter in den Enger Grund genießen, mit blauem Himmel - Karwendel at his best! Etwas störend, aber auch motivierend die vielen "Wochenend"wanderer, die von unten entgegenkamen auf dem engen Weg. O-Ton "Ja, spinnen die denn alle hier. So steil, und da rennen die noch!"


Unten angekommen, waren 35,5 km erreicht. Und leckeres Süppchen an der Labestelle. Eigentlich hatte ich gedacht, müsste ich hier vielleicht aussteigen. Stattdessen habe ich mich gewundert, dass ich meine Beinchen immer noch nicht allzusehr spürte ... Mit meinem Mann hatte ich vereinbart, ich rufe ihn an, wenn ich aussteige, und melde mich ansonsten, wie ich in der Zeit liege. Da er ja eigentlich den Tag im Bad (umpf!) verbringen wollte ... Nun lag ich schon 50 min. vor der Marschtabelle - also angerufen. Und siehe da: er war doch mit dem Auto und Iwan unterwegs in die Eng (wer es nicht kennt - man muss vom Achensee aus quasi ein umgekehrtes U dorthin abfahren, rund 50 km, eine andere Straße gibt es nicht) und war noch lange nicht da. Da so viel Ausflugsverkehr war, stand er sogar im Stau - also konnte er gleich wieder umkehren, sich in Pertisau aufs Rad schwingen und mir entgegenkommen.
Handy wieder weggepackt, die inzwischen 5. Salztablette geschluckt (das hatte mir Katrin ans Herz gelegt, sehr guter Tipp) und gleich in den nächsten Anstieg geworfen. Hoch zur Binsalm, da kenne ich leider jeden - sehr harten - Meter des Weges. 280 HM auf 2,2, km. Oben die Überraschung: Astrid aka Trailbirdie, erfahrene Marathon- und Trailläuferin, saß an der Labestation. Großes Hallo, dass ich auf sie aufgelaufen war. Das war dann das einzige Mal, dass ich mich auch ein paar Minuten gesetzt habe für die obligatorischen Apfelschnitze. Mochten meine Oberschenkel aber gar nicht. Weiter ging´s!
Glücklicherweise verschonte uns die Sonne in der nächsten Stunde. Denn nun ging es steil in Serpentinen nach oben. Erst nebeneinander, dann auf Singletrail Bergpfad. 410 HM auf 2,2 km. Man guckt nach oben und sieht nur die bunte Karawane der Läufer bergan ziehen ... ich hätte gern mal gesehen, wie der Sieger hier gelaufen ist ... der war immerhin nach 4:07 Stunden im Ziel! Also ein 10 Stunden-km-Schnitt.
Dann hörte man jemanden sagen "nur noch 10 Meter". Stimmte aber nicht. Ein Fuß vor den anderen setzen .. immer wieder ... nochmal "nur noch 10 Meter"! Ja, endlich galt dieser Satz des netten Herrn der Bergwacht uns! Wir waren am höchsten Punkt der Strecke, dem Gramaisattel mit 1.903 HM, angekommen. Hurra! Nun ging es steil abwärts über die Almwiese, zu Käse-/Salamibrot, Abkühlung und Wasser. Und weiter steil abwärts (für die Zahlenfetischisten unter Euch: 3,6 km mit 637 HM). 
Dabei entspann sich ein nettes Gespräch mit Frank, der interessiert fragte, was ich denn mit meinem Profil gemacht hätte? Denn während es links ja bekanntlich "flapflap" machte, hatte sich die rechte Sohle zu einem "flipflapflip" entschieden. Also wohl einen Lauf zu lange getragen, diese Trailschuhe! Endlich unten auf rund 1.200 Meter Höhe angekommen, an der Gramaialm. Ab da wären es "nur noch" rund 300 HM auf 8,5 km bergab, eine meiner Trainingsstrecken, für die ich normal rund 50 min. brauche.  An dem Tag definitiv nicht. Meine Beine hatten inzwischen realisiert, dass sie ihren ersten Marathon hinter sich gebracht hatten. Und dachten anscheinend "gut ist!". Bis zur Falzthurnalm kam ich noch laufend, Astrid ließ mich dann gefühlt stehen, und bei mir ging wenig.
Ich war mit Herrchen auf dem Rad zur Falzthurnalm gefahren. Und bibberte, bis ich Frauchen auftauchen sah. Mann, war ich erleichtert! Sie konnte sogar noch winken. Wir redeten ihr gut zu und begleiteten sie dann auf diesem echten "Promenadenweg" - asphaltiert, breit, leicht abschüssig.
Nur ging zwischen Restkilometer 3 und 2 dann auf einmal nichts mehr, Frauchen ging statt zu laufen. Also habe ich sie wütend angequiekt. Na also, geht doch! Nun noch einmal quer durch Pertisau, diversen Auto- und Busfahrern ausweichen, und dann durfte ich endlich aufspringen. Und meinen ersten Ultra finishen! 9:00:29 Stunden, damit weit unter unserem Zeitziel. 298. Platz bei den 1.194 Marschierern, 86. in ihrer Altersklasse. Wäre sie als "Läufer" gestartet, wäre sie immerhin auch 540. von 689 Gestarteten geworden. Astrid kam noch 7 min. schneller ins Ziel, Glückwunsch dazu. Und wir waren alle super glücklich und stolz, es so gut geschafft zu haben. Was wir gleich mal feierten:

Dann kam der zweite Meckerpunkt: das Finisherpaket. Viele Flyer, einer war gleich dreimal drin. Ein Stirnband, Tiroler Steinöl Tonikum (sehr gut, besser als Franzbranntwein, nutzen wir schon lange) und Fußbalsam. Ein bißchen wenig für 50 Euro Startgeld, verglichen mit anderen Startersackerln und Startgeldern in Österreich. Was aber seinesgleichen sucht und von uns ausdrücklich gelobt wird: sehr gute Labestationen, viele Helfer auch auf der Strecke, gut markiert - diese ganze Infrastruktur kostet ja auch ...
Abends im Hotel haben wir diesen wunderschönen Tag dann noch mit dem obligatorischen Schnitzel und Kaiserschmarrn ausklingen lassen:


Fazit: Fast alle haben Frauchen und mich für verrückt erklärt. Gerade mal Halbmarathons (o.k. auch in den Bergen) gelaufen und nun gleich mal 52 km. Ohne je einen Marathon gelaufen zu haben. Mit Todesverachtung haben wir unser Trainingsprogramm absolviert, auch wenn es manchmal sehr weh getan hat. Und wurden letzten Samstag mit einem rundum gelungenen Lauf dafür belohnt. Da kann ich nur sagen "Just do it" bzw. "if you can dream it you can do it".

Der Muskelkater in den Oberschenkeln ist bereits fast weg. Und wir bereiten uns mental schon auf die "kurzen" Strecken beim Isarlauf (10 km am 10.9.) und Tegernseelauf (HM am 17.9.) vor.

Bis bald Euer Iwan

Sonntag, 27. August 2017

Karwendelmarsch: Speed Hike and Run

Hallo Leute,

ich leide ... naja gut, Frauchen leidet. Sie hat gerade die Blasen unter (!) drei (!) Zehennägeln geöffnet. Ansonsten geht es ihr soweit gut .... yabbadabbadooo! Geschafft! Karwendelmarsch! 52 km! Über 2.000 Höhenmeter! In 9:00:29, also auch super im Zeitziel! Und so ganz nebenher hat Frauchen dabei auch ihren ersten Marathon absolviert .... denn bisher war das längste, was wir zu Buche stehen hatten, der Achenseelauf mit 23,2 km.
Das nur in Kürze, ausführlicher Post folgt. Aber Frauchen ist diese Woche auf Seminar, kommt erst Ende der Woche zum Tippen nach meinem Diktat .... und ich weiß ja, viele haben mitgefiebert. Danke dafür!
Bis dann
Euer Iwan


Freitag, 18. August 2017

Countdown für die Mission "Sub11"

Hallo Leute,

so langsam wird es ernst. In 8 Tagen ist der Karwendelmarsch. Falls Ihr Euch gewundert habt, dass ich in letzter Zeit dazu nichts gepostet habe - mir war nicht danach. Frauchen hat mir viele neue graue Haare beschert. Erst kam Ende Juli das kurze "Ausschnackeln" im Rücken. Dann aus heiterem Himmel Dienstag vor einer Woche auf einmal: Ferse links, Auftreten unmöglich, stechender Schmerz unter der Ferse. Auch bei absoluter Schonung nach 3 Tagen noch da.Wer mein Frauchen kennt, weiß - Arztbesuch und sie, das ist wie Teufel und Weihwasser. Sie hoffte also auf Wunderheilung. Dr. Google meinte "Fersensporn" oder "Ermüdungsbruch". Beides jetzt nicht gerade lustig.
Sie hoppelte also weiter herum, rechts normal auftretend, links nur auf Zehenspitzen. Von mir kritisch beäugt. Samstag wurde es besser, Sonntag war beim Gehen nichts mehr zu spüren. Also leichten Lauf angesetzt. Aua aua. Ach ja, so ging es: links auf dem Vorderfuß, rechts normal - beim Laufen sogar einfacher als beim Gehen.
Wir hatten beide Angst, dass die Kondition flötengeht, inzwischen dauerte ja die Laufpause schon 1 Woche!
Und seit gestern ist die Ferse vollkommen ruhig, nichts mehr zu spüren. Sehr seltsam. Dafür meldete sich erstens ein Backenzahn - hierzu muss man wissen: Frauchen hatte seit 40 Jahren, ungelogen, kein Zahnweh mehr. (Und wen es interessiert: das letzte Mal gebohrt wurde 1989) Und zweitens muckte die Wade massiv. Gestern beim Lauf die ganze Zeit das Gefühl, gleich reißt was. Danach ordentlich massiert, gut geschlafen ... und heute: nix mehr, alles gut. Letzter langer Lauf (gemäß Trainingsplan) über 2 Stunden sehr schön absolviert. Jetzt bin ich nur mal gespannt, was Frauchens Körper so als Nächstes anschleppt ... Haarwurzelspitzenkatarrh?

Zurück zum "großen Vorhaben". Ich tüftele ja nun schon seit Wochen an der Zeitprognose und optimalen Renneinteilung. Unser Handicap (vielleicht aber auch ein Vorteil, wer weiß?) - ab der Falkenhütte kennt Frauchen die Strecke sehr gut von diversen Wanderungen. Sie muss also ab da nur noch die Szenerie unterhalb der Laliderer Wände genießen (ist ja eigentlich flach), dann steil runter (kein Krafteinsatz nötig) vom Hohljoch in die Eng, dann wieder steil hoch über Binsalm zum Gramai Hochleger (ist aber der letzte Anstieg) und dann runter und laufen lassen von Gramaialm über Falzthurnalm (lächerlich, leicht bergab führende oftmalige Trainingsstrecke) und dann warte ich schon im Ziel auf sie. Also so ungefähr habe ich mir das gedacht. Zum Appetitmachen habe ich ein paar Bilder der Strecke herausgesucht:





Als Zeitziel möchten wir gern unter 11 Stunden bleiben. Bitte nicht laut lachen, Ihr trainierten Ultraläufer, es geht ums Ankommen und Bergwelt genießen. Einige gute Bekannte laufen dort auch - die sind aber wahrscheinlich alle schneller. Frauchens Freundin, die sich gemeinsam mit ihr für dieses Himmelfahrtskommando angemeldet hat, muss leider wegen Verletzung passen. Also sind wir auf uns gestellt, bei unserem Vorhaben "bisher Halbmarathon, nun halt gleich mal ein Ultra in den Bergen". Drückt bitte alle am Samstag, den 26.8., ab 6 Uhr die Daumen. Ich werde berichten.

Bis bald Euer Iwan

Endlich mal wieder ein guter Thriller

Hallo Leute,

neben unseren "üblichen Crime- und Thriller-Autoren" wie Robinson, Connelly, Chris Carter, Castillo probieren wir gern mal neue, uns unbekannte Autoren. Die letzten Male waren wir ja etwas enttäuscht, aber dieses Buch - ohne allzuviel vorwegzunehmen - verdient endlich mal wieder die Bezeichnung "spannender Thriller".

The girl before
JP Delaney, erschienen bei Penguin Verlag, 13,00 Euro.

Der Klappentext ist minimalistisch. "Ein hochmodernes Haus. Zwei Frauen. Ein Verbrechen." Und um Minimalismus geht es auch in dem Buch selbst. Nämlich um ein Haus, mit nur einer Wohnung, in extrem minimalistischem Baustil. Und wer dort als Mieter einziehen will, muss 200 Regeln befolgen - u.a. keine Haustiere, keine Bilder, keine Sofakissen, keine Bücher - und muss sich erst einmal bewerben. Der Architekt, Edward, wählt dann aus. Das Buch wird aus der Sicht von zwei Frauen erzählt. Emma unter "damals", Jane unter "heute". Schnell wird klar, dass sie beide als Mieterinnen akzeptiert wurden. Die sich sehr ähnlich sehen. Und sich beide in Edward verliebten. Wobei der als sehr egozentrischer, bizarrer Charakter dargestellt wird.
Sehr creepy, ein gelungener Autorentrick sozusagen, wie sich bei beiden Frauen die Szenen fast wortwörtlich wiederholen, mit denen er sie herumkriegt.
Schnell wird auch klar - Emma ist tot. Die Treppe im Haus heruntergestürzt. Und sie hatte einige Probleme, mit einem Einbruch vor Einzug, mit einer Vergewaltigung, mit ihrem Freund, von dem sie sich nach Einzug trennt. Oder ist doch alles ganz anders gewesen? Jane wird immer mißtrauischer, ob nicht vielleicht ihr neuer Lover etwas damit zu tun haben könnte. Der dritte Protagonist ist das Haus. Alles wird gesteuert, man selbst kann weder Licht an- noch ausknipsen, die Dusche geht automatisch mit der präferierten Wassertemperatur an, übers WLAN erhält man nur gefilterte Seiten, alle paar Wochen muss man einen Test machen, ob man noch "würdig" ist, dort zu wohnen.
Alles schon hundert Mal gelesen, denkt man ... und dann kommt doch wieder eine überraschende Wendung. Deswegen wollen wir hier auch nicht mehr verraten. Es bleibt spannend bis zum großen Finale, natürlich mit Todesfolge. Und dann gibt es noch einen Hammer obendrauf.

Fazit:  5 Punkte - gut zu lesen, spannend bis zum Schluss, und dabei immer glaubwürdig. Nicht konstruiert, um Überraschungseffekte einzubauen.

Das Buch wurde uns vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Danke schön dafür. Dies hat aber unsere Meinung nicht beeinflusst.

Bis bald Euer Iwan

Sonntag, 13. August 2017

Time to say goodbye

Hallo Leute,

habt Ihr jetzt einen Schreck gekriegt? Oder Euch gefreut? Egal - ich meine nicht "Abschied nehmen" von mir, ich höre nicht auf .... Nein, es geht um diese Hose hier:
Eine der heißgeliebten kurzen Laufhosen von Frauchen. Circa 1994 gekauft und damit erst 23 Jahre alt. Und schon verschlissen, das muss man sich mal vorstellen! Jedenfalls regt sich Frauchen darüber auf, und wollte die mangelnde Qualität bei Adidas reklamieren. Habe ich ihr ausgeredet. Im Ernst, 23 Jahre alt und sehr häufig getragen. Im Urlaub oft mit dabei gewesen, da das Blau zu fast allen anderen Farben passt. Und ebenso häufig gewaschen.
Der Gummi im Bund ist der mindestens dritte. Und seit ein paar Monaten machen sich erst kleinere, dann immer mehr und größere Löcher bemerkbar. So kann ich Frauchen beim besten Willen nicht mehr auf die Straße lassen. Auch nicht im Wald, da grausen sich ja die Wildschweine! Aber sie kann sich halt noch nicht trennen .... habt Ihr das auch? Kennt Ihr das auch, solche Lieblingsstücke, die man trägt, bis sie fast vom Körper fallen?
Egal, wenn Frauchen nicht hinguckt. wandert das gute Stück in den Abfall. Macht Euch also schon mal auf lautes Wehgeheul gefasst ....
Bis bald Euer Iwan

Dienstag, 1. August 2017

Woran man merkt, dass man alt ist

Hallo Leute,

ich hatte den halben Post schon fertig, da habe ich gemerkt - das ist ja ein reines Gejammer übers Älterwerden. Und das will ich nicht - ich bin kein zahnloser alter Bär, der nur missmutig vor sich hingrummelt! Also alles gelöscht und von vorne. Frauchen und ich hatten ja am Samstag Geburtstag. Wir sind beide schon ÜFüs, also jenseits der "magischen" 50 Jahres-Grenze. Tja, deswegen stelle ich mal zusammen, woran man merkt, dass man sich zwar wie Zwanzig fühlt, aber sie eben nicht mehr ist:

  • die Musik im Radio ist einfach nur unmelodisch - wenn man mal volle Kanne und Begeisterung mitsingt, heißt es "das war die Nummer 1 von vor 30 Jahren"
  • die meisten Interpreten kennt man gar nicht
  • wenn man von Fernsehserien wie Flipper, Lassie, Fury, Mr. Ed redet, dann gucken einen die meisten Menschen nur irritiert an - "kenne ich nicht, ist die neu, wo läuft die?"
  • "wer war bitte schön Hans Rosenthal, Peter Frankenfeld, Heinz Ehrhardt?" - Frage der jüngeren Kollegen
  • man kennt noch die Telefonapparate mit Wählscheibe, graubeiges Einheitsmodell. Telefoniert wurde im Flur, da stand der Apparat. Mit Schnur.
  • man war stolz wie Bolle, weil man als Testgebiet auserkoren war und 5 (!) Fernsehprogramme hatte - heute jammert man nach Studium der rund 50 Kanäle "läuft mal wieder nichts"
  • beim Arzt wird einem zu weniger Sport geraten ("in Ihrem Alter läuft man kürzere Distanzen, lassen Sie es gut sein" O-Ton am 27.7. zu Frauchen)
  • beim Schleppen eines größeren Kartons wird man gefragt "schaffen Sie das, soll ich helfen?"
Eines sage ich Euch, wenn die Kids anfangen, in der U-Bahn für einen aufzustehen, dann reicht es mir!

Aber nun zurück zum ernsthaften Teil: Frauchen muss zur Zeit wirklich ein bißchen aufpassen. Am Donnerstag morgen hat es in ihrem Rücken ausgeschnackelt. Inzwischen hat es sich zwar wieder eingeschnackelt, aber wir sollen trotzdem vorsichtig sein. Und da ihr / unser Haupt-Saisonziel der Karwendelmarsch ist, haben wir schweren Herzens den Pitz Alpine Trail gestrichen. Der wäre jetzt am Samstag, 26 km mit 1.600 Höhenmetern. Und nicht gerade leichter, ebener, watteweicher Strecke. Wir wollen nichts riskieren. Schade. Aber wie gesagt, Frauchen will Ende August die 52 km gut schaffen, ich sie stolz im Ziel erwarten und mit ihr finishen.

Bis bald
Euer grauer, aber mitnichten alter Iwan