Hallo Leute,
und wieder einmal war ich als neugieriger "Reporter-Bär" unterwegs. Dieses Mal stellte sich "Trailbirdie" alias Astrid Siebert meinen Fragen.
Liebe Trailbirdie, oder soll ich lieber Astrid zu Dir sagen? "Trailbirdie" ist ja bisher Dein Nickname, unter dem Du mit Blog, auf Instagram und vor allem auf den Trails dieser Welt unterwegs bist ...
Lieber Iwan, vielen Dank erstmal, daß ich deine Interviewpartnerin sein darf und du kannst mich gerne mit dem Namen anreden, der dir besser gefällt. Vor ca. zwei Jahren habe ich beschlossen einen Blog zu meinen Hobbies zu machen und auf der Suche nach einem Namen bin ich auf Trailbirdie gekommen. Deshalb weil ich gerne auf Trails unterwegs bin, also im Gelände und weil meine zweite sportliche Passion das Golfen ist. Und da ist das Ziel unter par, also ein Birdie zu spielen. So bin ich auf meinen Nickname gekommen. Leider ist das Golfen zur Zeit in den Hintergrund getreten. Es ist doch ein sehr zeitintensives Hobby und im letzten Jahr hatte ich einfach andere Prioritäten.
Also gut, liebe Astrid, wir haben uns ja in Salzburg 2016 beim Trailrunning-Festival kennengelernt. Damals war Sport "nur" Dein Hobby, Du hast Frauchen und mich sehr beeindruckt. Frauchen durch das Doppelprogramm "15 km mit 450 HM am Samstag, Berghalbmarathon am Sonntag", mich durch Deine Vorliebe für Schnitzel und Kaiserschmarrn, hehehe. Beruflich hast Du aber für einen Reiseveranstalter gearbeitet?
Vielen Dank, es freut mich, dass ich dein Frauchen so motivierten konnte! Und als Trailläufer braucht man viel Energie, das geht nur mit Essen, und dann soll es schon was Gescheites sein, oder?
Genau, ich habe die letzten 17 Jahre im Tourismus gearbeitet, da war mit Sport nicht viel los. Allerdings war ich als Kind schon sehr sportlich, von klein auf war ich im Turnverein und in der Schule habe ich Volleyball gespielt und wahnsinnig gerne Leichtathletik gemacht. Obwohl das Laufen eher nicht zu meinen Lieblingsdisziplinen gehört hat. Vor sechs Jahren habe ich bei meiner Arbeit beim Reiseveranstalter die touristischen Buchungen für eine große Laufveranstaltung in Kärnten gemacht und da hab ich mich überreden lassen doch beim Viertelmarathon zu starten. Das war mein erster Laufbewerb und hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte dann das Glück, durch eine Bekannte zu einem Lauftreff bei uns zuhause zu kommen und ich merkte, dass ich in einer Gruppe gerne lief und wir lernten einiges an Lauftechnik. In den letzten sechs Jahren ist dann viel passiert. Ich durfte mit ein paar Gleichgesinnten den Verein Club261 (ein Laufnetzwerk für Frauen und Mädchen) gründen und bin irgendwie in die Trailszene gerutscht. Seitdem habe ich viele Kilometer gesammelt, sowohl auf der Straße auch als im Gelände und habe meine Liebe zu den Bergen wieder entdeckt. Am liebsten laufe ich lange, deshalb hab ich auch schon ein paar Marathons und Ultraläufe hinter mir. Mittlerweile bin ich gerne auch auf Klettersteigen unterwegs und im Winter endlich wieder mit den Tourenski auf den Bergen. Und was für mich besonders spannend war, ich habe entdeckt wie gerne ich meine Erfahrungen und mein erworbenes Wissen weitergebe.
Viele von Euch Läufern träumen ja davon, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Geht das denn so einfach? Welche Voraussetzungen (Ausbildung u.ä.) muss man denn haben?
Wenn ich so darüber nachdenke, war es eigentlich eine Kleinigkeit, die mich dazu bewegt hat eine Ausbildung in Richtung Sport zu machen. Eine Freundin, die schon Fitnesstrainerin war, hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es in Kärnten eine neue Ausbildung gibt. Ich habe mich letztes Jahr darüber informiert, es hat mir zugesagt und im November 2016 habe ich mit der Ausbildung bei der Vitalakademie in Klagenfurt gestartet. Heuer im September habe ich meine Diplomarbeit abgegeben und die Prüfungen erfolgreich absolviert. Darf mich jetzt also offiziell Diplomierte Fitness- und Gesundheitstrainerin nennen. Davor habe ich schon eine Ausbildung zum Lauftrainer für unseren Laufclub gemacht. Da Sport in Österreich ein freies Gewerbe ist, ist es relativ einfach sich damit auch selbständig zu machen. Allerdings je besser das Wissen und je umfangreicher die Ausbildung, desto besser ist es. Ich konnte mir in den letzten Jahren auch ein großes Netzwerk aufbauen und habe schon viele Kontakte knüpfen können. So ist es jetzt für mich auch einfacher in der Selbständigkeit Fuß zu fassen.
Was konkret hast Du denn jetzt gemacht, um starten zu können? Wie lange hat das gedauert?
Wie gesagt ist Sport in Österreich ein freies Gewerbe und so lange ich nicht Einzelpersonen betreue (z.B. Personal Trainer) läuft das ganze als Neue Selbständigkeit. Ich starte nebenberuflich, geringfügig. Habe also weiterhin einen fixen Job, den ich allerdings heuer im Herbst gewechselt habe, arbeite für 25 Stunden hauptberuflich noch weiter im Tourismus. Für mich hat es sich toll ergeben, dass ich meine Kontakte nutzen konnte und für einen Verein in Klagenfurt und einen Verein in Liebenfels Stunden für Eltern-Kind-Turnen und ein Projekt, das sich „Kinder gesund bewegen“ nennt, betreuen darf. Gerade in dem Sektor gibt es in Österreich einen großen Bedarf und viele Förderungen. Mittlerweile muss ich sogar Anfragen ablehnen, ich muss mir die Zeit wirklich gut einteilen. So gesehen hat es bei mir gar nicht lange gedauert zu starten. Ausbildung fertig und schon die ersten Engagements. Ich wohne im ländlichen Raum und hier gibt es auch großen Bedarf an Bewegungsangebot für Erwachsene und zur Zeit gebe ich zwei Fitnesstunden für Gemeindemitglieder. Da gibt es auch ein gefördertes Projekt in Österreich, „Gesunde Gemeinde“.
Worauf hast Du Dich denn spezialisiert? Und unter welchem Namen findet man Dein Angebot?
Mein Thema ist „Functional Training“, darüber habe ich auch meine Diplomarbeit geschrieben. Darunter versteht man allgemeines Fitnesstraining, um die Funktion des Körpers zu stärken. Vor allem im Hinblick auf Alltags-Bewegungen und auch für die Vorbeugung gegen Verletzungen im Sport. Ein Mix aus Bodyworkout für Kraft, Stabilität und Ausdauer mit Dehnungsübungen für die Beweglichkeit und Koordination. Ich bin Verfechterin vom Training mit dem eigenen Körpergewicht und kleinen Geräten.
In den nächsten zwei Wochen mache ich noch eine Zusatzausbildung zum Übungsleiter für Kindersport, um auch noch mehr Sicherheit und Ideen für meine Stunden mit den Kindern zu bekommen.
Das mit dem Namen ist noch so eine Sache. Zur Zeit habe ich mein Angebot "Functional Training" auf meinem Blog, spiele aber schon mit dem Gedanken meinem Unternehmen einen Namen zu geben und das Ganze noch etwas professioneller aufzubauen. Ich möchte mir eine Marke aufbauen, dafür brauche ich aber noch ein bisschen Zeit.
Das gibt es aber nur in Kärnten vor Ort, oder gibst Du auch "virtuelle Stunden?
Genau, ich mache das in Kärnten, in zwei Bezirken. Immerhin muss ich mit dem Auto fahren und da sollten die Wege relativ kurz sein um nicht zu viel Zeit im Auto zu vergeuden. Aber lieber Iwan du bringst mich da auf eine Idee! Ich könnte ja ein Video machen, so a la Jane Fonda 😉 Und, wer weiß was in Zukunft dank der Technik noch möglich sein wird.
Und, jetzt nach den ersten paar Wochen - ist es so, wie Du es Dir vorgestellt hast? Welche Tipps hättest Du vor Leute, die auch davon träumen, Ihr Laufhobby zum Beruf zu machen ...
Generell kann ich nur den Tipp geben, sich Zeit zu lassen, einen Schritt nach dem anderen zu machen, sich ein Netzwerk aufzubauen und umfangreiches Wissen anzueignen. Die Ausbildung ist auch wichtig, es sollte eine Ausbildung mit viel Praxis sein, denn das ist das Wichtigste. Es gibt viele Schnellsieder-Fitnessausbildungen, auch im Internet, aber ich bezweifle, dass die Qualität dieser gut ist.
Ehrlich gesagt, ich bin sehr positiv überrascht, dass ich so schnell Fuß fassen konnte. Die Zusammenarbeit mit den Vereinen lohnt sich bei mir auf alle Fälle.
Und man sollte auch flexibel sein, was den Sport und die Zielgruppen betrifft. Nur mit Laufen würde ich wahrscheinlich nicht so gut gebucht sein. Und ich hätte mir nie gedacht, dass ich mehr Stunden mit Kindern als mit Erwachsenen arbeiten werde. Aber gerade das macht mir zur Zeit wahnsinnig viel Spaß. Kinder sind ehrlich und geben dir gleich ein Feedback, somit weißt du gleich was du weiter machen kannst und was zu ändern ist. Außerdem ist es spannend die Entwicklung zu beobachten und zu sehen, dass es viel Wert ist Spaß an der Bewegung zu vermitteln.
Dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Interview. Und dass Du mir verziehen hast, dass ich Dir im Ziel vom Karwendelmarsch dieses Jahr Dein Finisherbier weggetrunken habe!
Bitte gerne lieber Iwan! Du als fleißiger Trainer hattest du dir das Bier ja genauso verdient wie Frauchen und ich 😊 Außerdem hatten sie ja genug davon im Ziel. Ich freue mich wenn wir uns wieder mal bei einem Laufevent treffen!
Also, Ihr seht, so einfach ist das alles gar nicht. Ich kann jedenfalls bestätigen, dass Astrid uns in den langen Vorbereitungsmonaten für die 52 km des Karwendelmarsches gute, auch mal ungewöhnliche Tipps gegeben hat. Das Ergebnis kennt Ihr, Frauchen hat gut gefinisht. Und ich finde, der Mut, sich so selbstständig zu machen, verdient Anerkennung und Unterstützung!
Bis bald Euer Iwan
Montag, 13. November 2017
Interview: Sport zum Beruf machen
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1 Kommentar:
Lieber Iwan, danke nochmal für das Interview! Fand ich spannend über deine Fragen nachzudenken und mal zu rekapitulieren was in den letzten Jahren so passiert ist. Mein Hobby schön langsam zu meinem Beruf zu machen, das hätte ich mir vor ein paar Jahren nicht vorstellen können. Ganz liebe Grüße an Frauchen und ich hoffe, daß wir uns bald auch wieder mal treffen! LG aus Kärnten, Astrid
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