Sonntag, 12. Oktober 2014

Ein Gewitter macht schnell

Hallo Leute,

Frauchen ist endlich aus dem Urlaub zurück, also kann ich auch wieder an den PC. Ich durfte ja wie üblich (grummel, grummel) nicht mit nach Mallorca, wäre ja viel zu heiß und zu schwül für mein sensibles Innenleben. Komisch, letztes Jahr war das wohl nicht zutreffend, als ich als Coach für den Palma-Halbmarathon gebraucht wurde????
Naja, schwamm drüber. Was mich mehr ärgert, ist das übliche "Bloß-nicht-auf-den-Coach-hören-und-lieber-das-eigene-Laufprogramm-durchziehen"-Thema. Ich hatte so einen schönen Trainingsplan ausgearbeitet, und was macht Frauchen? Läuft jeden Tag! Bloß keinen Ruhetag einlegen ... lieber 17 Tage hintereinander laufen gehen, egal ob man sonst einen ruhigen Strandtag macht oder eine 5-Stunden-Bergwanderung hinter sich hat! Das Einzige, woran sie sich gehalten hat - keine supersteinigen Trails wie letztes Jahr, sondern doch mehr die knöchelschonenden Strecken. Und sie hat zwischen ruhigen längeren Einheiten, drei Bergläufen, Tempoläufen am Strand und profilierten Mitteldistanzen gewechselt. Ein Lauf wird ihr aber lange im Gedächtnis bleiben: einmal jeden Urlaub läuft sie die ca. 19 km-Strecke von Alcudia entlang der Bucht nach Port de Pollenca, von dort ins Landesinnere (sehr schön an blühenden Gärten und großen Schafsherden vorbei), wieder zurück zur Küstenstraße und zurück an der Bucht zum Ausgangspunkt.
Wettervorhersage: es könnten Gewitter kommen, oder Schauer, so ab 13 Uhr. Frauchen trabte also gegen 10 Uhr los, bei Sonnenschein und fantastischem Ausblick auf Bucht, Port de Pollenca, links Gebirge, rechts die Halbinsel Formentor. Links im Gebirge leicht milchige Wolken. Nach rund 7 km den Hafen von Port de Pollenca erreicht, die Sonne schien immer noch, links über dem Gebirge jetzt ein paar mehr graue Wolken. Abgebogen ins Landesinnere, mit Blick direkt in die Tramuntana. Der langgezogene Bergzug jetzt rechts, dahinter auf dem Meer schien sich etwas zusammenzubrauen. Wendepunkt im Landesinneren, Halbzeit. Blick auf den Bergzug: sehr schwarze Wolken, jetzt links der Laufrichtung, parallel ziehend. Rechts, wo Frauchen dann später hinwollte, noch blauer Himmel. Also sah ja alles gut aus, wird schon halten .... Groll, groll - kaum hat man mal ein paar Minuten schöne Gärten bewundert und nicht nach links geguckt, hat sich alles verfinstert. Und langgezogener Donner. Jetzt aber schnell, noch circa 1 km bis zur Küstenstraße und dann noch ca. 5 km bis zum Parkplatz ... Frauchen legte einen weiteren Zahn zu.. Das Gewitter auch.
Also noch ein bißchen schneller, inzwischen auf der Küstenstraße, hier war man ja als Läufer quasi der höchste Punkt, so direkt neben der Wasserlinie. Es gab zwar noch einige Radfahrer und Fußgänger, aber trotzdem ... wie war das nochmal mit Gewitter? Blitze werden von Wasserflächen angezogen? Gut, dass man noch keine Blitze sieht ... batsch, da ist der erste. Und gleich der zweite hinterher. Vorsichtig umgedreht und einen großen Schreck gekriegt: wo vorhin noch herrliche Aussicht auf Port de Pollenca und den Bergzug war (ca. 1 km entfernt), da war jetzt nur noch eine schwarze Wand zu sehen! Frauchen rannte inzwischen im besten 5-km-Renntempo! Und sie ist ja nun bekanntlich eine eher langsame, ausdauernde Läuferin, aber keine Sprinterin. Da kann ich als Coach mal sehen, wie man so eine Rennschnecke schnell kriegt! Inzwischen sehr starke Windböen, glücklicherweise von hinten, nix zum Unterstellen, Blitze in immer schnellerem Rhythmus, Frauchen hofft noch auf ein glückliches = trockenes Ende - da erwischt sie der Gewitterguss ca.1,5 km vor dem Parkplatz. In Sekunden triefend nass, man hat keine zwei Meter mehr weit gesehen - da machte weiterlaufen keinen Sinn mehr. Inzwischen die Außenbezirke von Alcudia erreicht, hat sie sich in ein leerstehendes Haus gerettet. Wie auch einige Rennradfahrer. Einer davon jammerte die ganze Zeit auf Spanisch vor sich hin, dass es laut seiner Wetter-App kein Gewitter geben solle und eigentlich jetzt die Sonne scheinen solle. Frauchen riet ihm, mal aus dem Fenster zu schauen, dass sei wohl zuverlässiger als seine App. Nach ca. 10 Minuten war der Spuk vorbei, die Straßen überschwemmt, sodass Frauchen ihren normalerweise knapp 2 Stunden dauernden Lauf dieses Mal dann in 1:38 Stunden mit patschnassen, vollgesogenen Laufschuhen und Klamotten beenden konnte.
Fazit: Frauchen kann, wenn sie will! Oder ein Gewitter als Antreiber hinter sich weiß ... ich lasse jedenfalls jetzt keine Entschuldigung mehr gelten, und will den nächsten Halbmarathon dann in unter 2 Stunden beendet sehen!
Bis bald Euer Iwan

1 Kommentar:

Markus hat gesagt…

Quasi ein Dauerlauf mit Endbeschleunigung. Auch eine richtig gute Trainingseinheit :)