Dienstag, 22. November 2016

Animo! 10 km Lauf in Valencia

Hallo Leute,

letzten Freitag hieß es 4:30 Uhr aufstehen. Denn unser Zubringerflug nach Frankfurt ging schon kurz nach 6 Uhr. Vorher war tageslanges Zittern angesagt, ob die Lufthansa-Piloten genau an diesem Freitag streiken würden ... glücklicherweise nicht! In Frankfurt leider über 2 1/2 Stunden Aufenthalt, bis wir endlich in den Flieger nach Valencia durften. Und Herrchen bestand doch glatt darauf, dass er den zweiten Sitzplatz, noch dazu am Fenster, einnehmen dürfe! So musste ich in meiner Reisetasche bleiben. Neben Frauchen saß ein auf den ersten Blick ebenfalls als Läufer erkennbarer Herr. Wie sich herausstellte, ein Schwabe aus der Nähe von Stuttgart, mit seiner gesamten Laufgruppe. Sie wollten den Marathon laufen, und er meinte so ganz despektierlich "ach, Sie laufen nur die 10 km?" Endgültig verdorben hatte er es sich aber mit uns, als er nach Diskussion mit seinen anderen Laufgruppenteilnehmern und im Wissen, dass wir schon 2015 in Valencia gestartet waren, fragte: " Ist denn die Organisation wenigstens ähnlich gut wie in Deutschland? Bekommt man seine Startnummer einfach oder ist das chaotisch?" Frauchen kennt die großen deutschen Läufe nur vom Hörensagen, vor allem das Geschimpfe über lange Warteschlangen bei der Ausgabe, lange Wege usw. In Valencia war es - wieder - alles bestens ausgeschildert, nah beieinander, Wartezeit maximal 1 Minute. Nun ja, es leben die Vorurteile.
Putzig war, als die Stewardess (selbst Läuferin) in den Abschlussworten allen Startern für Sonntag viel Glück wünschte - und das halbe Flugzeug klatschte! Fast nur Läufer an Bord ...
Dann hieß es wieder lange auf den Koffer warten, schnell mit dem Taxi reinfahren (unser Fahrer war eine Kreuzung aus Verstappen und Hamilton, falls Ihr versteht ... so fahrstiltechnisch gesehen), ins NH Hotel einchecken, umziehen und wieder raus. Zeit von Landung bis in-Laufschuhen-auf-der-Straße-stehen: 1:15 Stunde. Wir hatten schon gesehen: die Sonne schien, die Thermometer zeigten 25 Grad. Aber so ganz glauben konnte Frauchen es nicht, also zwei Lagen Shirt angezogen. Um nach ca. 5 Metern das eine Shirt auszuziehen. Gefühlt ein Sommerlauf. Valencia liegt ja um ein trockengelegtes Flußbett, Turia, herum. Ein Eldorado für Läufer, alles perfekt mit extra Laufstrecke auf 9 km Länge angelegt.



Danach ging es zur Startnummerabholung in die futuristischen Gebäude der Ciudad de las Artes y Sciencias. Bei der Startnummernabholung versuchte uns das nette Mädchen in sehr lustigem Englisch etwas zu erklären. Um dann erleichtert auf Spanisch fortzufahren, dass man seine Nummer (bzw. den integrierten Chip) nochmal über so ein Registriergerät laufen lassen müsse. Kannte Frauchen ja schon aus den USA. Dann noch schnell den Starterbeutel mit Shirt abgeholt. Und hier muss ich ein ganz großes Lob an den Veranstalter aussprechen. Für 28 Euro gab es:
ein gut sitzendes Funktionsshirt, ein Stirnband, 3 Knabbersachen, zwei Müsliriegel, Zahnpasta (wozu auch immer), Fußcreme, Magnesiumpulver, eine Tüte Minzbonbons, eine Dose Radler, Koffeintabletten (die nicht auf der Dopingliste stehen, wie extra erwähnt wurde), plus nach dem Zieldurchlauf eine Finishermedaille, eine Flasche Powerade, eine Flasche Pfirischsaft, weitere zwei Knabbersachen, ein Netz mit Mandarinen, eine Flasche Wasser.



Unsere Beute schleppend gingen wir noch durch die Expo. Viele Veranstalter anderer Läufe warben um Aufmerksamkeit. Einem deutlich als Deutscher erkennbaren Vertreter des Hamburg Marathons konnten wir mit den Worten "sind schon angemeldet" (was auch stimmt) ein "Brav so" entlocken. Übrigens, für den Marathon waren rund 17.500 angemeldet, für den 10 km-Lauf 8.500. Davon die Mehrzahl Spanier, Deutsche sind dort sehr wenig vertreten - Frauchen war eine von 56 Angemeldeten. Danach sind wir noch ans Meer gelaufen und haben dort den Abend in einem schönen Lokal ausklingen lassen.

Samstag habe ich dann so lange gequengelt, bis Frauchen mich mitgenommen hat. Es ging in die historische Altstadt von Valencia. Zuerst die Torres des Sermans - sollten bei km 4,2 des Rennens passiert werden. Dann zur Placa de la Reina mit der Kathedrale - km 6. Also musste ich als Coach mir doch das alles angucken! Was mich total begeistert hat: viele Orangenbäume mit Früchten dran als Straßenbäume.
Zum Mittag sind wir mit dem öffentlichen Nahverkehr (sehr gut, und auch recht preiswert) wieder an den Stadtstrand gefahren, Frauchen sollte sich ja schonen. Abends dann Pasta fassen beim Italiener.







Sonntag, die Startzeit war auf 8:30 Uhr vorlegt worden gegenüber letztem Jahr - und es war deutlich kühler geworden. Nur noch 15 Grad, dazu sehr kalter und böiger Wind. Also gar nichts für Frauchen. Unser Hotel dieses Jahr war leider nicht mehr nur 4 Meter vom Startbereich entfernt, sondern 1,5 km. Lauter frierende Läufer strömten Richtung Start. Das Hinlaufen hatte den Vorteil, dass Frauchen erstens recht gelockert dort ankam, und zweitens nicht so lange rumstand. Wieder war sehr viel bewaffnete Security zu sehen, auch der Polizeihubschrauber kreiste sehr niedrig. Bei unserem erwarteten Zeitziel wird Frauchen immer in den letzten Startblock einsortiert. Hat den Vorteil, dass sie wenig überholt wird, selbst aber gut überholen kann und sich dabei Motivation holt. Herrchen und ich warteten bei km 1,2, nah unserem Hotel, aber haben Frauchen leider nicht gesehen. Bei der Masse der Starter ist es auch schwierig - zuerst geht es über eine große Brücke, das ist schon ein Gänsehautgefühl, sagt Frauchen. Dieses Jahr gab es auch einen neuen Kurs, nicht Richtung Meer, sondern viel zur und durch die Altstadt. Also mehr zum Gucken, aber auch viele Ecken und Kurven drin. Was wieder nicht schön war: das Hauen und Stechen. Man muss echt Nahkampferfahrung haben, um gut durchzukommen. Denn bedingt durch die vielen Starter ist es sehr voll, man muss sich auf den ersten 5 km mehr durchschlängeln als geradeaus laufen zu können - und viele versuchen ihr Recht auf Platz wirlich mit Anrempeln zu verteidigen. Einmal kam eine Läuferin (!) von hinten und haute Frauchen zweimal gegen die Schulter, Frauchen konnte sich ja nun auch nicht in Luft auflösen, dann reichte es ihr und sie fuhr auch die Ellbogen aus.
Was bei diesem Lauf super ist: egal, ob km 0,5 oder 9,7 - überall stehen Zuschauer und feuern an (beliebter Ausruf ist das "Animo!"), alle paar hundert Meter steht eine Samba-Band, oder es kommt Musikbeschallung - die Stimmung ist unvergleichlich.

Getoppt wird das alles dann durch den Zieleinlauf auf dem "blauen Steg" über Wasser. Ich stand wieder ein paar hundert Meter vor dem Ziel mit Herrchen, bereit, um zum Finish aufzuspringen. Klappte auch tadellos, und dieses Jahr haben wir uns nicht wieder vor den Fotografen wegboxen lassen.Mein Finisherfoto muss ich dann nachreichen, bestellt ist es ....
Die Zeit war leider knapp über 1 Stunde, 1:00:24, zwar schneller als letztes Jahr, aber bestzeitengeeignet ist dieser Lauf aufgrund des Gedränges nicht. Die Wertung erfolgt dann anhand der Bruttozeit, Frauchen ist 5.494 von 7.833 ins Ziel Gekommenen.

Danach noch ein kurzer Abstecher ans Meer, dann hieß es schon wieder Abschied nehmen von Valencia. Der Rückflug ging über Zürich. Sehr schön der Blick auf die schneebedeckten Alpen:

Da hatte ich dann noch mein Schockerlebnis. Meine Menschen hatten Hunger und Durst, und wollten sich eine belegte Semmel und eine Cola light kaufen. Semmel: 11,50 Schweizer Fränkli, Halbliterflasche Cola light 5 Fränkli (gleich 5,70 Euro). Nicht im Restaurant, sondern im Laden. Worauf wir beschlossen haben, doch nicht hungrig und durstig zu sein ...

Mir hat Valencia wieder sehr gut gefallen, ein Spätsommerwochenende im November ist sowieso immer gut und der Lauf ist sehr zu empfehlen. Ich hoffe, das hat auch die schwäbische Laufgruppe gemerkt!

Bis bald Euer Iwan

6 Kommentare:

Laufwelt hat gesagt…

Das hört sich doch nach dem perfekten Wochenende an!

Da hat ja wirklich alles gepasst! Und der Inhalt der Startertüte war ja auch echt gut. War denn das Shirt von Brooks?

Interessant dass man jetzt auch als 10-km-Läufer in die Innenstadt läuft!

Und die Zeit ist doch super! Ich war in Abu Dhabi langsamer als Du!

Irgendwann muss ich auch mal wieder nach Valencia! Das letzte Mal ist jetzt schon wieder drei Jahre her!

iwan hat gesagt…

Ja, ich wollte Dich nicht noch neidischer machen - Shirt ist von Brooks. Genau die bestellte Größe ;-)
Frauchen und ich liebäugeln doch sehr, nächstes Jahr wieder dort zu melden ...
Naja, Zeit - ich hatte schon auf knapp unter einer Stunde gehofft ... In Abu Dhabi war es sicher auch heißer.
Gruß Iwan

Lauf Markus hat gesagt…

Hey, nix gegen Schwaben ;)
Super Sache so n Lauf im Herbst

iwan hat gesagt…

Ha noi, mir hän doch nix gegen Schwaben ;-) Der Sitznachbar schwätzte auch netten Dialekt, nur halt leider der Inhalt ... aber ich denke, er ist nun ein Stück weltoffener.
Ja, Sonne und Wärme im Spätherbst hat schon was - wobei es hier ja jetzt auch nochmal kurzes-Hosen-Wetter gab.
Gruß ins Ländle
Iwan

Laufwelt hat gesagt…

Ich glaube ich möchte noch ein Foto nur vom Shirt sehen :-)

Nächstes Jahr wird das wohl auch eher wieder nix mit Valencia bei uns - möchte meinen Geburtstag gern wieder so richtig bei sommerlichen Temperaturen verbringen :-)

Aber ich muss mal schauen welche Läufe es dort sonst noch so gibt.

iwan hat gesagt…

Hallo Manu,

Foto vom Shirt muss ich erst anfertigen lassen, kommt dann aber über Twitter, o.k.? Der WFL ist in Valencia als einziger spanischer Stadt, dazu ein früher Rexona Street Run heißender 10 km-Lauf, im Oktober ein HM. Uns passt der November-Termin eigentlich sehr gut :-)
Gruß Iwan