Montag, 2. Dezember 2019

Zum letzten Mal: Blaues Finish in Valencia

Hallo Leute,

zum fünften Mal stand nun schon der 10 km-Lauf in Valencia an - der "kleine Bruder" des parallel stattfindenden Marathons. Nochmal Gelegenheit für Frauchen, Wärme und Sonne zu schnappen. Außerdem ist es - eigentlich, zumindest für die Weltelite - ein sehr schneller Kurs, mit extrem guter Stimmung auch neben der Laufstrecke. Mindestens fünf verschiedene Trommlergruppen, Livemusik, DJs, viele anfeuernde Zuschauer ... ganz einfach ein Lauf, auf den wir uns immer sehr freuen.
Korrekt muss ich nun sagen: gefreut haben. Denn die Ausgabe 2019 war auch die letzte, der 10 km-Lauf wird trotz des großen Zuspruchs eingestellt. Die Veranstalter wollen mehr Läufer über die Marathondistanz an den Start lassen, die 7.500 Starter auf den 10 km "blockieren" ja eine komplette Fahrbahn beim Start. Sehr schade, ich weiß auch nicht, ob das die richtige Entscheidung ist? Aber ich bin ja auch nur ein kleiner Bär ....

Die ersten drei Male war ich auch dabei - 2015, 2016 und 2017. Aber nachdem der Termin 2018 auf das erste Dezemberwochenende umgezogen ist, weigerte sich Herrchen mitzufliegen. Er hat lieber Christkindlesmarkt hier. Das heißt dann aber für mich, niemand bringt mich zum Zieleinlauf, ich kann nicht aufspringen und mitfinishen (ich hasse es ja, hier immer auf Menschen angewiesen zu sein!). Also habe ich auch auf den Flug in der engen Tasche verzichtet - Frauchen ist ja geizig und kauft mir keinen eigenen Sitzplatz. Denn im Hotelzimmer zu hocken, das kann auch  mein Assistenztrainer Fozzie.

Ich hatte die Hoffnung, endlich mal eine Zeit Sub 1 Stunde zu sehen. Bis letzten Montag, da legte sich Frauchen ins Bett. Mittwoch / Donnerstag ging es dann wieder. Freitag früh dann Abflug, sie hatte Rücken- und Kopfschmerzen. Und leichtes Halsweh. Der Flieger von Frankfurt nach Valencia wie jedes Mal proppenvoll mit Läufern. In der Reihe vor ihr diskutierten zwei Marathonis fast den ganzen Flug über ihrer km-Marschtabelle und verhandelten 10 Sekunden-Steps. Neben ihr saß eine Marathonstarterin aus Belgien ... Schade nur, dass die Lufthansa auf dieser Strecke seit diesem Jahr eine sehr abgeschrabbte Maschine der Sun Express einsetzt - Sardinen in der Büchse haben mehr Platz, durchgesessene Sitze ... Nach der Landung raus, ab ins Taxi und zum Hotel. Dann - in Anbetracht der Wolken - erstmal in die Wissenschaftsstadt, die Startunterlagen inklusive des wie jedes Jahr sagenhaften Goodiebags abgeholt und über die Expo geschlendert.

Kopfweh wurde nicht besser, dafür aber das Wetter. Sonne, 23 Grad. Also doch ein langsamer Trainingstrab im Turiapark. Danach schrieen zwar Rücken und Kopf, aber der Psyche tat es gut.
Samstag morgen aufgewacht, und sich gut gefühlt. Alle Malaisen weg. Also wieder in kurz/kurz gewandet und um 9 Uhr pünktlich zum Start des 5 km-Breakfast Run erschienen. Vom Hotelzimmer aus konnte man sogar den Startbogen (rot) sehen:
 
15 Grad, super Stimmung. Um Frauchen herum eine Riesengruppe Italiener, dazu Schweden, Engländer, Spanier ... alle bestens gelaunt, man schnatterte nach links und rechts. Frauchen dachte kurz: warum kann es nicht immer so sein, so sieht ein Europa der vielen Nationen aus!

Der Breakfast Run verläuft ohne Zeitmessung 5 km wieder durch den Turiapark, eine prima Einstimmung auf das sonntägliche Rennen. Zwischendurch kam die Trainingsgruppe um den späteren Marathonsieger, Kinde Atanaw Alayew, entgegen, da konnte man mal Laufen zelebriert sehen. Gazellen gegen Frauchens  (naja, Elefant wäre gemein, aber das trifft es) Trampeltier.
Danach genoss Frauchen einfach den wunderschönen Fast-Sommertag bei 26 Grad. Sie war im Zoo (unbedingter Tipp, wenn Ihr mal in Valencia seid) und am Meer.


Sorgenfalten brachte ihr nur ein Problem auf die Stirn: dieses Jahr hatte sie einen früheren Rückflug, bereits 12:40 Uhr statt wie sonst 14:45 Uhr - die Swiss wollte nämlich glatt 200 Euro mehr für die Strecke, und das war uns Geizkragen die 2 Stunden längerer Aufenthalt nicht wert. Frauchen wusste zwar, es ist schwierig, am Marathontag ein Taxi aufzutreiben, aber nicht unmöglich. Was sie nicht bedacht hatte: die Straßensperrungen bis 13 Uhr. Und das Hotel genau mittendrin. Ideal für die Läufe, aber nicht zum Wegkommen. Die Dame an der Rezeption lachte nur trocken und meinte "vielleicht mit der Metro". Also nach Fahrplänen geguckt. Jede Stunde, laut Aushangfahrplan. 10 Uhr würde sie nicht schaffen, 11 Uhr plus dann Fahrtzeit 30 min. könnte sich bei Unpünktlichkeit sehr negativ auf die Gepäckaufgabe auswirken ... naja, erstmal war Samstag Abend, das obligatorische Caprese und Tris Ravioli in Salbeibutter-Fassen fand statt. Und Frauchen legte sich beruhigt schlafen ...

...um am Sonntag Morgen mit Halsschmerzen, Schnupfen, Rückenschmerzen aufzuwachen. Verflixt und zugenäht! Und jetzt kommt etwas, was ich als Coach wohl verhindert hätte, aber Fozzie war nicht streng genug. Frauchen ist gestartet. Sie sagte sich, das allerletzte Mal Gänsehautfeeling beim Start, durch den hohen gelben Bogen und über die Brücke, an den futuristischen Gebäuden vorbei - und wenn sie sehr in sich hineinhorchte, dann würde es wohl gehen:
















Für die Statistikfreunde unter Euch: 7.500 Anmeldungen, 6.090 Finisher. Wie immer wenig Deutsche. Super Stimmung am Start, und das erste Mal in all den Jahren, dass es kein Rempeln, Hauen und Stechen auf den ersten Kilometern gab. Frauchen war, wie sicher viele, sehr bewegt beim Gedanken "das letzte Mal". Denn viele werden oder können wohl nicht auf die Marathondistanz umschwenken ....


Die ersten 5 km verliefen ganz gut, zwar wieder nur mit einer 31er-Zeit, aber die Gesundheit hielt. Um bei km 6 massivst einzubrechen. Frauchen dachte sogar kurz an Aufgabe. Aber sie hätte eh zurück zum Zielbereich gemusst, da dort das Hotel war. Tempo rausgenommen und jaulend all die überholen lassen müssen, die sie vorher überholt hatte. Stimmung wie immer prächtig an der Strecke. Gespannt war sie, ob der angekündigte Weltrekord von Joshua Cheptegei erreicht wurde - aber leider wurde das auf der Strecke nicht durchgesagt. Später erfuhr sie: yes, sie war in einem Weltrekordrennen mitgelaufen, 26:38 min. hatte er gebraucht, sie nur unwesentlich länger: netto 1:03,03 min, wieder nichts mit einer Sub 1 Stunde. Aber sie hat noch einmal den Zieleinlauf über Wasser genießen können, das gibt es nirgendwo anders.
Im Classement wurde sie 4.259, und 86. in ihrer Altersklasse. Hauptsache, sie war ins Ziel gekommen und nicht umgefallen! Schnell Medaille geschnappt und den Finisher-Goodie-Bag. Ab ins Hotel und packen.


Mit ratterndem Koffer im Schlepptau zu Metro gewetzt, 1,3 km über nicht allzu glattes Pflaster (wer spanisches Trottoir kennt, weiß, was ich meine - lauter kleine kantige Steinchen). Um dann an der Metro festzustellen: fährt doch alle 20 min. Aufatmen. Leider nur sprichwörtlich, denn die Erkältung hat sich festgesetzt ... Unvernunft, Dein Name ist Frauchen.

Und jetzt sitzen wir wieder hier, im grauen und kalten Nürnberg. Und ich überlege ernsthaft, Frauchen für den Marathon anzumelden - so toll ist das Laufwochenende in Valencia immer!

Bis bald Euer Iwan




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