Dienstag, 30. März 2021

Die Angst des Frauchens vor dem Zahnarzt

 Hallo Leute,

diejenigen, die mir auf Twitter folgen, wissen: Frauchen hat eine Weisheitszahn-OP hinter sich. Und sie haben sich vielleicht gedacht "was stellt die sich so an?" oder "wo ist das Problem?". Tja, erstens ist Frauchen ein echter Zahnarzt-Paranoiker und zweitens lagen die zwei bewussten Weisheitszähne ganz ganz übel.

Gehen wir mal weit zurück, in Frauchens Kindheit. Und ja, ich kannte sie damals schon! Ich  bin als Geschenk zu ihrem zweiten  Geburtstag überreicht worden. Wenn das die Uroma wüsste, dass ihr "Geschenk" heute noch in Ehren gehalten wird ... aber ich schweife ab.

Also: Frauchen hatte sehr schlechte Milchzähne. Da mussten ein paar raus. Und weil der ältere Zahnarzt (auch als "Metzger" im Gedächtnis geblieben)  der Meinung war, die sitzen ja eh locker, wurden sie ohne Spritze gezogen. Erste Traumatisierung, denn die saßen nicht locker. Eher im Gegenteil.

Also wurde daraufhin der Zahnarzt gewechselt. Opa (= Frauchens Papa) arbeitet im per Zug / S-Bahn rund 25 min. entfernten Frankfurt. Und hatte dort eine gute Zahnärztin aufgetan. Als Anreiz wurde danach jeweils eine Essen beim Chinesen (bedenkt, es war Anfang der 70er Jahr. Sehr exotisch!) in Aussicht gestellt. Oder einmal, da kann sie sich noch sehr gut daran erinnern, sie war 10 Jahre alt, ein Besuch auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt. 

Die neue Zahnärztin war eigentlich sehr gut. Nach vollbrachter (Frauchen sagt "überlebter") Behandlung gab es immer ein kleines, kindgerechtes Geschenk zum Aussuchen. Das Problem waren aber die Zähne. Die zweiten, die kamen raus. Und im Gegensatz zu mir hat Frauchen kein großes Mundwerk. Ergebnis: zu viele Zähne auf zu wenig Platz. Es musssten wieder zwei raus. Und die Zähne waren auch wieder recht kariös, also viel Bohren. Das hieß: Spritze in den Gaumen. Tat ihr höllisch weh. Als beim nächsten Mal die Zahnärztin mit der Spritze in der Hand auf Frauchen zukam (sie war noch ein Kind / Teenie, wohlgemerkt), schrie sie aus Leibeskräften und zappelte, schlug die Hand weg. Also erging der Befehl an die Helferin, eine Seite und den Kopf festzuhalten. Und an Oma, die andere Seite festzuhalten. Worauf Frauchen gleich mal herzhaft in die zahnärztliche Hand biss ... Zweite Traumatisierung. 

Weil sie Spritzen so hasst, hat sie sich dann einen der "überflüssigen" zweiten Zähne ohne Betäubung ziehen lassen. Auch nicht gerade lustig. Und Bohren bis heute immer ohne Betäubung.

Was gut war an dieser Zahnärztin: sie hat kein Amalgan für die Plomben genommen. Frauchen hat heute noch alle Plomben drin, die sie vor rund 40 Jahren bekam. 

Das letzte Mal gebohrt hat der Zahnarzt (wir mussten ja nach dem Umzug nach Franken einen neuen suchen) 1992. Seitdem nicht mehr. Nur an den Weisheitszähnen hat er immer rumgemeckert. "Könnten mal raus, liegen nicht gut". Frauchen hat sich immer für den Hinweis bedankt und ist vom Zahnarztstuhl weggesprintet. Es geht um die beiden unteren, die oberen waren schon durchgebrochen und problemlos. 2013 meinte der Zahnarzt dann, es würde langsam mal akut. Aber da der rechte quasi mit seiner sehr! langen! tiefen! Wurzel unter! den benachbarten Eckzahn reichen würde, und auch sehr! nahe! am Nerv! liegen würde, solle Frauchen bitte zu einem kiefernchirurgischen Experten gehen. Dr. Zikarsky sei seine Empfehlung. Frauchen war gleich angetan, da besagter Doc früherer Leistungsschwimmer und Olympionike ist. Man verstand sich auf Anhieb. Die Diagnose: könnten raus, würde aber übel. Akut sei es nicht. Je länger sie warte, desto übler würde es. Andererseits könnte es sein, dass gar nichts akut würde. Also entschied Frauchen, doch lieber zu hoffen.

Ging gut, bis Ende jetzten Jahres. Da nahm der Schmerz im Kiefer zu. Und hörte auch nicht mehr auf. Also zitternd erst zum Zahnarzt getrottet. Und mit den Röntgenbildern (zusätzlich zur Wurzel kam nun noch eine Fistel dazu) zum Kiefernchirurgen. Der sagte gleich: 1 Woche Krankschreibung. Frauchen ergab sich also in ihr Schicksal. Und machte Termin für die OP nach dem 3. Lauf zum Wiener Eisbär Cup aus. 

Die OP verlief  unter Komplett-Sedierung. Ohne hätte es Frauchen auch nicht gemacht. Hier seht Ihr dann die Reste der zwei Übeltäter - sie haben sich extrem gewehrt:

Die Tage danach waren - für mich - sehr lustig. Frauchen entwickelte Hamsterbacken vom Feinsten. Geschmückt mit lila Blutergüssen, großflächig. Die dann nach ein paar Tagen herunterreichten bis zum Brustbein. Frauchen hat noch nie in ihrem Leben Schmerzmittel genommen - nun ordentlich Ibuprofen. Erst am 10. Tag kam sie ohne aus. Fotos erspare ich Euch. Sie hat welche an den engsten Freundeskreis geschickt, die Reaktionen reichten von "oh Schreck" bis "du kannst in der Geisterbahn anfangen". Nützlich war diese Optik aber, um Herrchen zum willigen Diener zu machen: sie musste nur damit drohen, rauszugehen und zu sagen "häusliche Gewalt". Hätte ihr jeder sofort geglaubt.

Nun gut, jetzt hat sie es hoffentlich bald hinter sich. Die eine Seite ist noch leicht geschwollen, die andere Seite ziert der Rest des Blutergusses (Tag 12). Laufen gehen darf sie seit Tag 8 wieder. Macht aber wenig Spaß, weil die Entgegenkommenden sie immer ziemlich anstarren ...

Aber jetzt wisst Ihr wenigstens, warum Frauchen sich so gefürchtet hat. Und dass die Furcht berechtigt war ....

Egal, ab morgen beginnt dann das Training für den ersten Halbmarathon des Jahres, für den Nutcracker Run. Natürlich wieder virtuell. 

Bis bald Euer Iwan

 





Keine Kommentare: